Workshop gegen Rassismus und Vorurteile
13 minderjährige Geflüchtete nehmen an „Werteseminar“ teil
Für Schülerinnen und Schüler und junge Auszubildende hatte es bereits im vergangenen Jahr „Werteseminare“ gegeben, in denen es um Rassismus und Vorurteile ging. Nun gab es das Angebot auch für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. 13 junge Männer aus ganz verschiedenen Herkunftsländern haben mit viel Interesse, Neugier und Begeisterung an dem zweitägigen Workshop der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe des Landkreises Nienburg in der vhs Nienburg teilgenommen und hierfür kürzlich ein Zertifikat erhalten.
Rassismus und Vorurteile – das sind keine unbekannten Phänomene für die jugendlichen Kursteilnehmer, die ohne Begleitung Erwachsener nach Deutschland geflohen sind. Nun kennen sie auch die Begriffe in deutscher Sprache dafür und haben Ideen dazu entwickeln können, adäquat darauf zu reagieren oder eigene Haltungen zu hinterfragen. Die jungen Männer kommen unter anderem aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Guinea und der Ukraine und nur ein Mix aus Arabisch, Kurdisch, Englisch und Französisch machte die Verständigung während des Workshops möglich.
„Diese besonders schutzbedürftigen Jugendlichen benötigen spezielle Unterstützung, um sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden“, sagt Carmen Prummer, Leiterin der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe, die den Workshop „Werteseminar“ unter anderem mit dem Referenten Chadi Bahouth konzipiert hat. Während der zwei Tage lernten die jungen Leute ihre persönliche Komfortzone kennen, konnten neue Selbsterkenntnisse gewinnen, lernten Stoppregeln kennen und bei anderen zu akzeptieren. Außerdem ging es im Workshop um Inhalt und Werte des deutschen Grundgesetzes, in Rollenspielen um sexualisierte Übergriffe, um religiöse Diskriminierung und importierte Konflikte. Darüber hinaus war die Einbindung des Themas „Traumata“ wichtig, das einfühlsam und professionell von Chadi Bahouth eingebracht wurde. Das schaffte Raum für sehr persönliche Erinnerungen und brachte unter anderem die Möglichkeit einer therapeutischen Begleitung zur Sprache.
„Die Offenheit und das Engagement dieser jungen Menschen war sehr inspirierend und motivierend“, sagt Sozgin Ammo von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe. „Ihr Wille, sich trotz aller Herausforderungen zu integrieren und weiterzuentwickeln, verdient unsere volle Unterstützung.“ Vom Engagement und Interesse der jungen Männer zeigte sich auch Chadi Bahouth beeindruckt: „Ihr seid eine tolle Gruppe, so liebevoll und respektvoll im Umgang miteinander. Ihr solltet stolz auf euch sein und daran denken, wie weit ihr bereits gekommen seid und wie ihr diesen Weg weitergehen könnt“, so sein Fazit während der Abschlussrunde, bei der auch Carmen Prummer zusammen mit Ulrike Dehmel, Leiterin des Fachbereichs Jugend beim Landkreis Nienburg, zugegen waren.
Nachdem viele der Jugendlichen zunächst überrascht und unsicher auf die Einladung des Fachbereichs zur Veranstaltung reagiert hatten, zeigten sie sich nun ausnahmslos begeistert, denn die Inhalte boten reichlich Gelegenheit, die eigene Geschichte und den eigenen Weg unter verschiedenen Aspekten zu betrachten. „Wir würden uns freuen, wenn wir in Zukunft erneut zu Werteseminaren von Frau Prummer und Frau Ammo eingeladen werden“, brachte Wael Al Arouda die Hoffnung auf ein Wiedersehen in ähnlicher Runde auf den Punkt.
Chadi Bahouth bietet seit 15 Jahren Veranstaltungen für junge Menschen und Erwachsene unter anderem zum Thema „Integration durch Vielfalt“ an. Er ist promovierter Politologe, Journalist, Trainer und Dozent für politische Themen.
Veranstaltungen der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe werden gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
Foto LK Nienburg