Verschenktische fördern Nachhaltigkeit

An dieser Stelle ein Artikel aus unserer Tageszeitung DIE HARKE zum Thema Nachhaltigkeit. Eine nachahmenswerte Idee.

Marklohe. „Zu verschenken“ – dieser Hinweis begegnet Spaziergängern in Marklohe momentan in direkter Nähe an mehreren Stellen: Hoyaer Straße, Oberes Feld, Hubertusweg. Der Nachhaltigkeitstrend, ausrangierte Dinge einer sinnvollen Nachnutzung zuzuführen, scheint ansteckend zu sein. Der kleine Verschenktisch in der Hofeinfahrt am Hubertusweg ist unscheinbar. Regelmäßig füllt ihn Dietmar Kewersun mit Dingen, für die seine Familie keine Verwendung hat. Die Blumentöpfe, Vase und Lampe, die beim HARKE-Besuch zum kostenlosen Mitnehmen bereitliegen, sind nicht der Renner. „Andere Dinge gehen sehr schnell weg“, sagt der 65-Jährige. Schallplatten und CDs etwa. Seit März 2020 steht der gefüllte Verschenktisch in den warmen Monaten bereit – und wenn es nicht regnet. Damals wurde das Elternhaus von Angela Kewersun ausgeräumt. Der geplante Hausflohmarkt fiel auf das erste Lockdown-Wochenende mit Maskenpflicht, sodass die Resonanz sehr schlecht war. Zucchini-Ernte im Angebot „Dann holte sich Fundus etwas ab – und wir haben damit begonnen, den Rest peu à peu etwas an die Straße zu stellen“, erzählt Dietmar Kewersun. „Wir Menschen produzieren so viel Müll. Da ist es doch sinnvoll, wenn die Sachen weiter genutzt werden und anderen eine Freude machen.“ Mittlerweile benötige die Ablagestelle kein „Zu verschenken“-Hinweisschild mehr, weil es sich im Ort herumgesprochen habe, dass man sich bedienen dürfe. Neulich fand die ZucchiniErnte aus dem Garten, die für den Selbstverbrauch zu üppig war, einen reißenden Absatz. Die Idee, überflüssige Dinge auf diese Weise anzubieten, übernahmen die Kewersuns von Anita und Uwe Schiebe aus Lemke. Die hatten ebenfalls nach einem Trauerfall einen Tapeziertisch an ihrem Haus am Schnackenberg aufgestellt. „Es war schon erstaunlich, wie die Sachen weggegangen sind“, sagt Uwe Schiebe. Dass einmal gleich die komplette Kiste mit Büchern mitgenommen wurde, die eigentlich nur zur Lagerung des kostenfrei angebotenen Lesestoffs draußen stand, ließ sich verschmerzen. „Am besten spenden, was man gebraucht auch selber noch nehmen würde.“ Wer diese bewährte Regel beim Verschenken nach dem Entrümpeln beachtet, liegt nach Einschätzung des Deutschen Caritasverbandes auf der richtigen Spur. Grundsätzlich gilt, dass der Straßenrand und schon gar nicht der öffentliche Raum (Gehweg) als Müllhalde benutzt werden darf. Verschenktische werden allerdings in den meisten Kommunen toleriert, wenn dort Dinge kurzzeitig und nicht in großer Masse angeboten werden, die sich über Kleinanzeigen oder auf Flohmärkten nicht verschenken ließen. Oft freuen sich auch Schulen und Kindergärten oder Sozialkaufhäuser über Spenden.

Das Foto zeigt Dietmar Kewersun mit Enkel Jorin vor seinem Verschenktisch

Bericht und Foto DIE HARKE