Unentdeckte Schätze des Barock
Aus DIE HARKE
Der Verein „Kirche im Dorf“ Binnen-Bühren lädt zu zwei Konzerten ein, die sich dem Werk des Komponisten Thomas Selle widmen
Mit zwei Konzerten verhilft der Verein „Kirche im Dorf“ dem zu Unrecht fast in Vergessenheit geratenen norddeutschen Barockkomponisten Thomas Selle (1599-1663) zu neuem Leben.
Am Freitag, 3. September, um 19.30 Uhr in der Kirche Binnen-Bühren sowie am Samstag, 4. September, um 19.30 Uhr in der Stiftskirche Bücken erwartet die Zuhörer neben dem großen Reichtum an Klangfarben, harmonischer wie melodischer Expressivität und Kühnheit des Komponisten ein hochkarätiges Barockensemble, welches sich aus Musikern des renommierten Göttinger Barockorchester unter der Leitung von Antonius Adamske und den Solisten Kerstin Dietl (Sopran), Michael Lieb (Altus) und Janno Scheller (Bass) zusammensetzt.
Um die üppige Farbpalette der verschieden besetzten Werke auch voll zur Geltung bringen zu können, wird auf authentischem Instrumentarium historisch informiert musiziert. So erklingen eine Barockharfe, Dulciane, Gamben, authentische Zupfinstrumente und historische Geigen.
Als Programm steht Selles Liber Primus (Das erste Buch) aus dem Concertuum Latino-Sacrorum (geistlichen, lateinischen Konzert) auf dem Tableau. Von den Konzerten wird außerdem eine Aufnahme entstehen, die erstmalig diese vom Komponisten selbst vorgenommene Werkzusammenstellung in Gänze erfasst. Finanziell ermöglicht werden diese besonderen Konzerte durch das Förderprogramm „Niedersachsen dreht auf“, das lokale Projekte mit niedersächsischen, solo-selbstständigen Künstlern fördert.
Das Werk des norddeutschen Komponisten Thomas Selle, der in Itzehoe, Wesselburen und Hamburg wirkte, steht dem Werk heute deutlich bekannteren Meistern wie beispielweise Johann Hermann Schein (1586-1630) oder Heinrich Schütz (1585-1672), die im letzten Jahrzehnt auch auf dem Audiomarkt eine wahre Renaissance erlebt haben, in nichts nach. Von Selle existieren hingegen nur vereinzelte Aufnahmen. Auch das bis vor Kurzem nur kaum zugängliche und nicht verlegte Notenmaterial bedingt die aktuelle Rezeptionslage deutlich. Diese Musik ist somit nicht nur dem Publikum, sondern selbst den potenziellen Ausführenden bis zuletzt schwer zugänglich gewesen. Jedoch ergeben sich seit wenigen Jahren durch die erstmalige umfassende wissenschaftliche, kritische Edition von großen Teilen seines Werks neue Möglichkeiten (Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Hamburg).