Stiftungsfest mit der „Tüdelband“ gefeiert

Volle Kirche / Stiftung St. Gangolf hat fast 300000 Euro Kapital / Knapp 5000 Euro investiert

Nach 24 Monaten Pause feierte die Stiftung St. Gangolf in Wietzen wieder einmal ihr Stiftungsfest, nachdem es im vergangenen Jahr coronabedingt ausgefallen war. Mit rund 170 Besuchern war das Wietzener Kirchenschiff gut gefüllt; es galt die 2G-Regel.

Friedrich-Wilhelm Claus berichtete als Stiftungsvorstandsvorsitzender von den Finanzen: So verfügte die Stiftung Ende des Jahres 2020 über ein Kapital von 292000 Euro. „Mein Ziel von 300000 Euro haben wir knapp verfehlt“, sagte Claus. Doch sei 2020 kein einfaches Jahr gewesen, auch nicht für die Stiftung. Man habe jedoch mit risikoarmen Anlagen dennoch gute Zinserträge in Höhe von 4774 Euro erwirtschaften können, die sämtlich in die Gemeinde investiert wurden.

So wurden im vergangenen Jahr sechs neue Bänke für den Friedhof angeschafft sowie zwei Stehtische gekauft, das neue E-Piano für die Organistin bezuschusst sowie die neue Küche im Gemeindehaus. Im nächsten Jahr soll eine Hüpfburg angeschafft werden, die nicht nur auf Gemeindefesten die Kinder belustigen soll, sondern auch von Privatleuten angemietet werden kann.

Dann ging es los mit Platt-Pop vom Feinsten: „Die Tüdelband“ war aus Hamburg angereist. Mire Buthmann und Malte Müller, die seit fast zwölf Jahren bereits gemeinsam auf der Bühne stehen, brachten plattdeutsche Songs aus Hamburg mit. Sie waren schon Anfang vergangenen Jahres engagiert worden, hatten coronabedingt aber warten müssen. Ihr Anliegen: den Menschen beweisen, „dass man Plattdeutsch lernen kann wie andere Sprachen auch“.

Und das gelang: Mire Buthmann schreibt die Songs, von denen „Sommerkinner“ der vielleicht bekannteste ist. Aber auch „Blot wi twee“, „Buten an‘t Meer“, „Festen an‘n Haven“ und „Tohuus (is da wo mien Hart schlägt)“ kamen gut an. Sie erzählten von rauher See und Wind, von „Kneipenmelancholie“ und Liebe. Die ist manchmal nicht einfach, so wie im Lied von „Uwe“, an den einfach kein Rankommen ist: „So‘n Schietdreck, mien Uwe steiht op Jungs“, heißt es da.

Neben Sängerin Mire Buthmann mit ihrer E-Gitarre erwies sich auch ihr Partner Malte Müller als echter Multiinstrumentalist: Am Schlagzeug, mit dem linken Fuß das Basspedal am Boden bedienend, blies er zwischendurch noch in die Melodica oder griff gar zur Mandoline.

Ihren Namen verdankt „Die Tüdelband“ dem Klassiker „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband‘“, vor über 100 Jahren von den Gebrüdern Wolf vertont, die später als Juden im Konzentrationslager umkamen. Das Couplet mit mehreren Strophen und dem bekannten Refrain „Klau’n, klau’n, Äppel wullt wi klau’n…“ sangen die Wietzener begeistert mit, ebenso wie die „Reeperbahn nachts um halb eins“, die Mire Buthmann kurz vor Ende des Konzerts anstimmte. Ohne eine Zugabe ließ das Publikum die sympathische kleine Band jedoch nicht von der Bühne gehen.

In der Pause wurden nicht nur kostenlose Getränke wie der Stifttungssekt verteilt, sondern es konnten auch CDs, LPs und „Tüdelbüdel“ der Band gekauft werden. Anstelle des beliebten Snacks beim Schnack während der Pause gab es dieses Mal kleine Chipstüten, die vorzugsweise in den Kirchenbänken verzehrt werden sollten. Damit blieben die meisten Zuhörer auch sitzen, was trotz 2G-Regel vorsichtshalber so gewollt war.

Und wer von der „Tüdelband“ noch nicht genug bekommen hatte, wurde aufgefordert, ihr „Tüdelphon“ anzurufen unter (040)28466028 und wöchentlich einen neuen Song zu hören. Im Mai 2022 werden sie beim „Liet International Festival“ für Klein- und Minderheitensprachen in Dänemark, ihrem Heimatland, vertreten.

Aus DIE HARKE