Sandabbau in Liebenau
Firma Schlamann hat ein zehn Hektar großes Areal an der Landesstraße 351 gekauft
Liebenau/Marklohe. Der Zaun steht seit Januar, die Asphaltzufahrt ist seit zwei Wochen gebaut. Die Firma Schlamann Kalksandsteinwerk GmbH aus Marklohe will auf einem Acker an der Nordseite der Landesstraße 351 zwischen Binnen und Liebenau die nächsten 20 Jahre Sand abbauen. Eine rund sechs Hektar große und bis zu 25 Meter tiefe Sandkuhle wird entstehen. Die Gesamtfläche, die Schlamann von drei Landwirten gekauft hat, ist zehn Hektar groß. „Das wächst nichts außer Mais“, weiß Geschäftsführer Carsten Schlamann. Für neugierige Blicke sorgte ein Bagger, der im März auf dem Acker den Mutterboden abtrug. Viele fragten sich, was geschieht da? „Das hat schon für Aufsehen gesorgt und zu vielen Zaungästen geführt“, sagt Schlamann. „Einer der drei Landwirte, der verkauft hat, war in Liebenau ein kleines Sprachrohr und klärte die Leute auf. Der Bagger war vier Wochen wegen der archäologischen Untersuchung des Geländes im Einsatz. Wir haben erst einmal zwei Hektar archäologisch untersuchen lassen und nichts Wertvolles gefunden.“ Glückliche Fügung „Liebenau ist eine absolut glückliche Fügung. Wir haben vergeblich versucht, an anderen Stellen Land zu erwerben“, berichtet Schlamann. In Liebenau soll der Sand trocken abgebaut werden. Wann mit dem Sandabbau begonnen wird, steht noch nicht fest. „Wir wollen noch nicht gleich anfangen. Vielleicht haben wir schon in diesem Jahr vor, sporadisch abzubauen.“ Täglich bis zu 15 Lkw-Ladungen Fest steht hingegen, dass in den nächsten 20 Jahren sechs Bauabschnitte geplant sind. Im Schnitt sollen täglich 300 Tonnen Sand abgebaut werden, maximal rund 450 Tonnen am Tag. „Ob es so kommt, wissen wir nicht. Wir decken den regionalen Bedarf an Baustoffen.“ In der Spitze werden 15 Lkws an und abfahren. Die Zu- und Abfahrt erfolgt ausschließlich über Binnen. Erste Gespräche über den Sandabbau habe es 2015 gegeben. 2019 sei die Abbaugenehmigung erteilt worden. „Sandgruben werden oft als unschöne Wunden in der Landschaft empfunden“, weiß Schlamann. „Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe beinhaltet unvermeidlich einen Eingriff in Natur und Landschaft. Wo Boden offengelegt und Sand abgebaut wird, verändert sich die Landschaft zweifellos. Doch sollte hierbei keineswegs übersehen werden, dass zwar ein bestehender Lebensraum vorübergehend zerstört, jedoch an gleicher oder anderer Stelle später ein neuer geschaffen wird. Denn für die Rekultivierung von Abbaustätten gelten strenge gesetzliche Auflagen.“ 30 700 Bäume gepflanzt Für Schlamann bedeutet Rekultivierung mehr als nur eine gesetzliche Vorgabe. „Wir stehen zu unserer Verpflichtung gegenüber der Natur und Landschaft. Seit 2017 haben wir 30730 Pflanzungen an sechs verschiedenen Orten durchgeführt.. Durch unsere Rekultivierungsmaßnahmen kehrt nach erfolgtem Sandabbau erfahrungsgemäß mehr Natur zurück als vor dem Abbau vorhanden war.“ In Liebenau hat Schlamann bereits rund um den Zaun des Areals Bäume und Büsche gepflanzt. Seine Devise: „Dass, was wir vorfinden, wollen wir hochwertiger hinterlassen.“ Sven Dylus, der bei Schlamann für den Sandabbau zuständig ist, sagt: „Da wird für die Natur ein schöner Platz entstehen.“ Sand ist immens wichtig Der Rohstoff Sand sei immens wichtig, betont Schlamann. Man könne nicht allgemein von Knappheit reden. „Knappheit besteht durch Auflagen bei Genehmigungen, sodass immer weniger Unternehmen bereit sind, sich mit den Behörden auseinanderzusetzen und Sand abzubauen.“ Aus eigener Erfahrung weiß Schlamann: „Man braucht Nerven im Umgang mit Behörden.“ Er sieht es so: „Die Arbeit, die wir machen, widerspricht sich komplett mit der einer Behörde. Wir müssen flexibel sein, die Behörde kennt hingegen nur den Planfeststellungsbeschluss.“ Im Vergleich zu früher sei das Verhältnis zum Landkreis Nienburg deutlich besser geworden, drückt sich Schlamann vorsichtig aus.
Bericht und Fotos aus DIE HARKE (Arne Hildebrandt)