Reisebericht über den Hilfstranport nach Polen

Unser Jugendpfleger Markus Sieling schildert den Verlauf der 2.500 Kilometer langen Reise

Wir sind am Freitag um 24 Uhr am Jugendhaus in Liebenau mit 3 Transportern und einem 9-Sitzer losgefahren. Insgesamt waren wir 9 Fahrer aus allen Alters- und Berufsschichten. Wir sind zunächst durch Deutschland mit einem kurzen Stopp kurz vor die polnische Grenze gefahren. Kurz vor Posen kam der neue Tag auf uns zu und wir legten eine Frühstückspause ein. Bisher lief alles völlig nach Plan und wir lagen sehr gut in der Zeit. Auch der weitere Weg an Warschau vorbei und in Richtung Lublin verlief alles ruhig. Kurz hinter Lublin mussten wir tanken und erkannten die ersten Ausläufer der Probleme im Grenzbereich. Die Tankstellen waren alle völlig überfüllt und man konnte den Mitarbeitern den Stress im Gesicht ansehen. Aber voller Tank und voller Magen trieben uns weiter unserem Ziel entgegen. Der Verkehr wurde dichter und wir trafen immer wieder andere Hilfsfahrer auf unserer Spur an. Der mit der weitesten Anreise war dabei eindeutig ein Franzose. Die Dörfer die wir jetzt passierten standen im Ausnahmezustand und waren voller Menschen, sowohl Flüchtlinge wie Helfer schienen hier am Rande der Organisation zu sein. An vielen Orten konnten wir Hilfsgüter an den Dorfrändern erblicken. Aber unser Ziel war direkt die Grenze. Nur noch 100km trennten uns davon. Da kam der Anruf unserer ukrainischen Partner, ob wir den Grenzübergang wechseln könnten. Der bisher gewählte wäre nur schwer anzufahren und es gäbe immer wieder Problem mit Hilfstransportern. Kurz im Team besprochen und entschieden: Dann halt nochmals 150km oben drauf. Leider haben wir uns die Strecke zuvor nicht genau angesehen. Aber dazu später mehr. Erstmal galt es die Fahrer der Transporter auf ukrainischer Seite zu informieren. Die machten sich sogleich auf den Weg zum anderen Grenzpunkt weiter im Süden. Ebenso wie wir. Und hier kam das Problem mit der unbekannten Strecke! Keine Autobahn mehr, Landstraßen im Umbauzustand, alle 200m eine neue Ersatzampel, das ganze dann über 40km. Dazu völlig überfüllte Städte und Dörfer. Dann endlich, Baustelle vorbei, freie Landstraße. So dachten wir. Das Navigationsgerät führte uns auf immer kleinere Straßen, immer steiler, immer mehr Serpentinen, immer mehr Schnee an den Rändern und die Außentemperatur sank schnell. Willkommen in den Bergen. Willkommen in den Karpaten! Die Dunkelheit holte uns ein und wir schlängelten uns im Konvoi über die Bergstraßen unserem Ziel entgegen. Die Außentemperatur lag bereits unter -8 Grad und sank weiter. Aber unser Ziel kam immer näher. In den nächsten Dörfern sahen wir dann immer mehr freilaufende Hunde. Wie uns später erklärt wurde, kamen diese von der anderen Seite der Grenze. Viele Menschen lassen sie dort laufen, aus Angst sie können nicht mit ihren Hunden über die Grenze. 15 Minuten trennen uns jetzt nur noch von unserem Ziel. Unsere polnischen Partner warteten bereits auf uns. Den Namen der Organisation und den genauen Ort dürfen wir nicht nennen, da sie Angst hatten, von spontanen Spendenfahrern überrannt zu werden. Aber wir waren bereits angemeldet und es wurde auf uns gewartet. Kältezelte wurden für unsere Hilfsgüter aufgestellt um sie vor dem strengen Frost zu schützen.

Gemeinsam konnten wir um 22:30Uhr unseren 5,6T schnell entladen und sortieren, damit unsere Partner die Papiere für den Zoll fertigmachen konnten. Nach einem kurzen Abstecher an der örtlichen Flüchtlingsunterkunft und einem Gespräch mit der lokalen Polizei machten wir uns auf den Rückweg. Dieser verlief zum Glück ohne größere Überraschungen oder Probleme. Im Wechsel schliefen wir und der nächste Fahrer übernahm das Steuer. Am Sonntagvormittag brachten unsere polnischen Partner unsere Hilfsgüter über die Grenze zu unseren ukrainischen Partnern. Diese machten sich auch gleich auf den Weg in Richtung Kiew. Wir hingegen erreichten um 18:45Uhr wieder das heimische Liebenau. Völlig erschöpft und der Kopf voll mit den Bildern aus dem Grenzgebiet. Am Montag erreichte mich dann die frohe Botschaft. Unser ukrainischer Partner hat es bis nach Kiew geschafft. In den Vorstädten und Außenbezirken verteilte er einen großen Teil der Babynahrung und Babyartikel. Die Medikamente und Verbandsmaterialien hat er bis nach Kiew selbst gebracht.

Ein riesen Dank geht an die Jugendlichen des Jugendhauses Liebenau mit ihrer unermüdlichen Bereitschaft zum Sortieren und Packen der Spenden, an alle Spender und Unterstützer vor Ort, an die Fahrer und ihren blichen Einsatz über 2500km am Stück zu bewältigen, an alle unseren Lieben, die uns fahren lassen haben. Natürlich auch von ganzem Herzen einen Dank an unsere ukrainischen und polnischen Partner. Ohne sie und die gute Vernetzung mit ihnen, wäre dies nie möglich gewesen.

Bericht und Fotos Markus Sieling, Jugendpfleger der Samtgemeinde Weser-Aue