NABU-Aufruf: Wer hört den ersten Kuckuck?

Er gehört zum „echten“ Frühling, er wird geliebt und – schmunzelnd ob seiner „besonderen“ Art, Nachwuchs aufziehen zu lassen – auch sprichwörtlich erwähnt wie kaum ein anderer Vogel: der Kuckuck. Menschen fassen, wenn sie den ersten Kuckuck des Jahres hören, schnell an ihre Geldbörse, weil sie glauben, dann ganzjährig ausreichend Geld zu haben, und so mancher verwünscht eher den „Kuckuck“ des Gerichtsvollziehers. Kuckucke überall. Wirklich? In der Natur sieht es leider ganz anders aus. Der NABU Niedersachsen schlägt Alarm.

„Der Bestand des Kuckucks ist überall im Rückgang“, sagt NABU-Mitarbeiter Rüdiger Wohlers. „Dies hat mehrere Ursachen. Der Kuckuck leidet ganz besonders unter dem Niedergang seiner Lebensräume in einer zunehmend ausgeräumten Landschaft, in der Hecken und andere Feldgehölze, sumpfige Waldränder, Brachen und andere Freiflächen dramatisch abnehmen – und mit ihnen auch die Nahrung, zu denen insbesondere Großinsekten wie Käfer, Heuschrecken, Libellen und Schmetterlingsraupen gehören. Immer größere Felder, immer weniger kleinteilige Landbewirtschaftung, immer mehr Flächenverbrauch durch Überbauung und auch die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels hierzulande – was sich insbesondere durch die starken Trockenheitsperioden auch in Deutschland zeigt – machen ihm schwer zu schaffen“, erläutert der Naturschützer.

Und gerade der Klimawandel setze dem Kuckuck noch ganz anders zu, so Wohlers, der bei fortschreitender Entwicklung dramatische Rückgänge des Kuckucks schon in wenigen Jahren nicht ausschließen mag: „Der Kuckuck ist ein Langstreckenzieher, der südlich der Sahara überwintert. Auf dem Weg dorthin fehlen ihm immer mehr Trittsteine, um zu rasten, weil sich die Wüstenbildung beschleunigt hat. Darüber hinaus wird er in südeuropäischen Ländern nach wie vor illegal bejagt. Sein Weg führt ihn bis weit in den Süden; es sind sogar bereits Kuckucke aus Deutschland bis nach Simbabwe geflogen. Und nun kommt ein ganz besonderer Faktor ins Spiel: Der Kuckuck legt bekanntlich nach seiner Rückkehr in unsere Gefilde ein Ei in ein fremdes Nest – beliebte Wirtsvögel sind etwa der Teichrohrsänger, der Schilfrohrsänger, Rotkehlchen, Rotschwanz, Bachstelze oder Zaunkönig. Und auch hier macht sich offenbar der Klimawandel bemerkbar: Es ist ein Trend festzustellen, dass diese Wirtsvögel immer früher mit der Brut beginnen. Dadurch könnte der Kuckuck in Bedrängnis kommen: Wird er es schaffen, sich diesem früheren Brutbeginn anzupassen und ebenfalls früher einzutreffen? Denn nur dann wird der ausschlüpfende Jungkuckuck in der Lage sein – wie es seiner Über-Lebensgewohnheit entspricht – das Ei oder sogar das Gelege der ‚Konkurrenten‘-Jungvögel aus dem Nest der Wirtsvögel zu werfen. Dies ist eine sehr spannende, für den Fortbestand des Kuckucks-Bestandes bei uns vielleicht existentielle Frage. Eine, die abermals beweist, dass Klimaschutz und Artenschutz miteinander verbunden sind und ohne Klimaschutz kein Artenschutz möglich ist! Wenn wir das Klima nicht retten, werden Kuckuck und Co. alsbald der Vergangenheit angehören“, mahnt der NABU-Mitarbeiter.

Der NABU Niedersachsen möchte erfahren, wo und wann in Niedersachsen in diesem Frühjahr die ersten Kuckucke gehört werden. Über Meldungen an info@nabu-niedersachsen.de oder telefonisch unter 0511 911050 freuen wir uns.

Für alle großen und kleinen Fans des Kuckucks, der 2008 „Vogel des Jahres“ war, hält der NABU Niedersachsen wieder das beliebte Themenheft „Weiß der Kuckuck! Allerlei Spannendes für Kinder über den Vogel des Jahres 2008“ bereit. Dieses ist aber auch für Erwachsene von großem Interesse: Darin findet sich viel Wissenswertes über den Kuckuck und seine Lebensweise, reich illustriert und mit vielen Karten und Fotos versehen sowie Lieder, Gedichte und Rätsel. Alle Kuckucksfans, die vielleicht beim nächsten Ruf ihrer Kuckucksuhr daran erinnert werden, können das Heft gegen Einsendung einer 5-Euro-Banknote beim NABU Niedersachsen, Stichwort Kuckuck, Alleestr. 36, 30167 Hannover, anfordern.

Bericht NABU, Foto Volker Schlaer