„Lebenslanges Lernen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Bildungsbüro des Landkreises befragt Pflegeheime und Tagespflege zu Digitalisierungsbedarfen
Landkreis. Lebenslanges Lernen ist für den Landkreis nicht nur Teil des Leitbildes seines Bildungsbüros, sondern ein Bildungsauftrag, den es umzusetzen gilt. Aus diesem Grund befragte das Bildungsbüro des Landkreises mit Unterstützung des Fachdienstes Senioren und Pflege bis Mitte Mai alle Pflegeheime und Tagespflegeeinrichtungen zum Thema „Digitalisierungsbedarfe“. Die Auswertung liegt jetzt vor und dient, ebenso wie die noch laufenden Umfragen direkt bei der Zielgruppe 60+, als Grundlage für die Volkshochschule (VHS), landkreisweit Fortbildungsangebote zu konzipieren.
„Der Fachdienst Senioren und Pflege hat es sich zur Aufgabe gemacht, Seniorinnen und Senioren darin zu unterstützen, ihr Leben möglichst selbstbestimmt und eigenverantwortlich gestalten und leben zu können. Gesellschaftliche Teilhabe hat dabei einen hohen Stellenwert und trägt wesentlich zum Wohlbefinden bei,“ so die Fachdienstleitung Andrea Braunack. Die zuständige Dezernentin und Kreisrätin Kathrin Woltert ist überzeugt, dass „gesellschaftliche Teilhabe auch die Teilhabe an Digitalisierungsprozessen“ bedeutet. Aber was sind die konkreten Digitalisierungsbedarfe bei der Zielgruppe 60+, wie sehen die Bedarfe bei den (Tages-)Pflegeeinrichtungen aus? Um genau das herauszufinden führte das Bildungsbüro des Landkreises eine Umfrage bei allen 41 Einrichtungen durch, bis zum 8. Juli läuft noch die Befragung bei der Zielgruppe 60+, unterstützt durch die Kommunen.
30 Prozent der Pflegeheime, knapp 70 Prozent der Tagespflegeeinrichtungen gaben eine Rückmeldung zu Digitalisierungsbedarfen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sowie betreuten Personen. „Nicht nur in Pandemiezeiten ist die Arbeitsbelastung in Pflegeheimen und Tagespflegeeinrichtungen sehr hoch, umso mehr freut uns die hohe Rücklaufquote der Umfrage“, bedankt sich Claudia Eckhardt, Bildungskoordinatorin des Landkreises, für deren Teilnahme an der Umfrage. Die Umfrageergebnisse sind allen Einrichtungen Ende Juni zugeschickt worden.
Für 100 Prozent ihres Klientel wurde von den Tagespflegeeinrichtungen eine sehr geringe bis keinerlei Vorkenntnis angegeben, 22 Prozent der Tagespflegeinrichtungen gaben an, dass eine digitale Begleitung bzw. Unterstützung durch Personal oder Angehörige nicht möglich sei. In den Pflegeheimen wurde für 78 Prozent angegeben, dass keine bzw. keinerlei Vorkenntnisse vorhanden sind, 39 Prozent gaben an, dass eine Unterstützung durch Personal oder Angehörige nicht möglich wäre. Von den Pflegeheimen wurde mitgeteilt, dass 26 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner keine passenden Geräte haben, bei den Tagespflegeeinrichtungen wurde dies für 71 Prozent angegeben. Die Einrichtungen selber sind teilweise schon digital ausgestattet: In 66 Prozent der befragten Pflegeheime gibt es einen Raum mit Internetzugang bzw. digitalen Endgeräten, bei 54 Prozent der Tagespflegeeinrichtungen.
Bildungskoordinatorin Claudia Eckhardt verweist darauf, dass im Landkreis Nienburg/Weser lebenslange Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird und nicht nur als Lebensaufgabe von einzelnen: „Daraus entsteht für uns als Landkreis die Verpflichtung, ganzheitliche Teilhabe an Bildung zu erfassen, diese bereitzustellen und zu ermöglichen. Für die erfragten Digitalisierungsbedarfe sind vorhandene Bildungsressourcen zu nutzen, zu stärken und auszubauen, um den ländlich geprägten Landkreis Nienburg als Wohn- und Arbeitsort langfristig attraktiv zu gestalten und zukunftsfähig aufzustellen.“ Die VHS wird aufgrund der beiden Umfrageergebnisse ein Angebot für die Zielgruppe 60+, Pflegeheime und Tagespflegeinrichtungen konzipieren und ab der zweiten Jahreshälfte 2021 in den einzelnen Kommunen und interessierten Einrichtungen anbieten. „Eine hilfreiche Unterstützung für Einrichtungen und Privatpersonen zur Gestaltung eines selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebens“, betont die Fachdienstleitung Senioren und Pflege, Andrea Braunack, „ da der Digitalisierungsprozess in unserer Gesellschaft ständig voranschreitet und in vielen Bereichen – oft zu Unrecht – das dafür notwendige Können vorausgesetzt wird.“
Dezernentin Kathrin Woltert betont abschließend, dass „Bildung im Landkreis Nienburg als lebensbegleitende Perspektive für alle Menschen jeder sozialen Gruppe – unabhängig von der (sozialen) Herkunft, Nationalität, Geschlecht, Behinderung und eben auch Alter – gesehen und gestaltet“ wird.
Auf dem Foto (von links): Fachdienstleiterin Andrea Braunack, Bildungskoordinatorin Claudia Eckhardt und Kreisrätin Kathrin Woltert.
Foto: Landkreis Nienburg