Johann flippt aus
„Der entspannte Weg durch Trotzphasen“
Landkreis. Trotzphasen von Kleinkindern gehören zu den großen Herausforderungen in der Erziehung. Den Wutausbrüchen und Schreiattacken ihrer Kinder stehen Eltern dabei oft hilflos gegenüber. Zwei Veranstaltungen, die das Familienservicebüro (FSB) des Landkreises Nienburg organisiert, geben hierzu jetzt hilfreiche Erklärungen und Tipps. Die Elternabende „Der entspannte Weg durch Trotzphasen“ mit der Referentin Danielle Graf finden jeweils um 19 Uhr am Dienstag, den 16. April 2024, in der OBS Loccum und am Mittwoch, den 17. April 2024, im Sprotte-Begegnungszentrum statt.
Johann flippt gerade aus. Er hat von seiner Mutter etwas Süßes bekommen und möchte jetzt mehr davon haben. Auf ihre Absage hin weint, schreit und brüllt er und gerät nach kurzer Zeit völlig außer sich. Was Eltern in solchen Situationen bereits helfen kann, ist allein schon das Wissen um kognitive Entwicklungsabläufe. Denn wenn ein Kind von seinen Emotionen überwältigt wird, so erläutert es die Referentin Danielle Graf in einem ihrer Bücher, wenn es schreit, haut, spuckt oder um sich tritt, reagiere der emotionale Teil seines Gehirns. Kurz gesagt, das Kind werde von seinen Emotionen selber geradezu überwältigt. „Im Alter von einem bis vier Jahren ist die Eigenregulation des kindlichen Gehirns mit Hilfe des rationalen Teils überfordert. Deshalb benötigen Kinder in diesem Alter zuverlässige Unterstützung von außen, um aus einem Wutanfall herauszufinden.“
Der Erziehungsstil, den Erziehungs- und Entwicklungsberaterin Danielle Graf vertritt, ist stark beziehungsorientiert und setzt statt auf Lob und Strafe viel mehr auf wertschätzende Kommunikation. „Zusammen mit ihrem ganzheitlichen Blick auf die Familie, in der es möglichst allen im Miteinander gut gehen soll, hat uns das dazu veranlasst, sie als Referentin anzufragen“, sagt Ines Ackermann vom FSB. Ihre Erklärungen zu den jeweiligen Entwicklungsphasen würden zunächst einmal Verständnis für das Verhalten des Kleinkindes wecken. Ab zwei Jahren nämlich unternehmen Kinder ihre ersten Schritte zu selbstständigem Handeln, indem sie Grenzen austesten – und zwar besonders Zuhause, im sicheren Umfeld. Wie Fachleute wissen, gehört diese Autonomiephase unbedingt zur Entwicklung der Selbstständigkeit dazu und ist so gesehen wichtig, richtig und gut. „Die Aufgabe der Eltern besteht darin, Grenzen zu setzen, Unterstützung anzubieten und zu entscheiden, wann es richtig ist, Grenzübertritte auch mal zu akzeptieren. Hierzu geben die beiden Elternabende zu Trotzphasen viele praktische Ratschläge und Tipps. Außerdem gibt es viel Zeit und Raum, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Valeria Mramori vom FSB.
Das Familienservicebüro plant auch für die Zukunft, für Eltern von Kindergartenkindern jedes Jahr ein bis zwei Veranstaltungen zu einem Schwerpunktthema anzubieten. Anmeldungen für die Elternabende im April sind möglich per E-Mail unter fsb@kreis-ni.de und per Telefon unter 05021/967-7945.
BU: „Der entspannte Weg durch Trotzphasen“ gelingt sicherlich am besten, wenn es immer wieder genügend Freiraum zum Quatschmachen, Ausprobieren und Austoben gibt.
Foto Landkreis Nienburg