Jetzt den Nistkastencheck im Garten machen: Was kann für die nächste Brutsaison verbessert werden?

Hochsommer: Stauden und Sträucher stehen in Pracht, der eine oder andere Schmetterling lässt sich sehen, Spinnen bauen ihre Netze, und so langsam wird es von Tag zu Tag bereits etwas früher dunkel. Untrüglich steht fest, dass in einem Vierteljahr bereits die kalte Jahreszeit anbrechen könnte – der dann wieder ein Frühling voller Vogelstimmen folgen wird. Und um diesen möglichst reich an Vogelstimmen im eigenen Garten oder Kleingarten erleben zu können, kann schon jetzt ein Nistkastencheck vorgenommen werden: Welche Nisthilfe ist im letzten Frühjahr – oder bei einer zweiten Brut im Frühsommer – angenommen worden, welche blieb verwaist?

Dazu gibt der NABU Niedersachsen einige Tipps: „In den NABU-Geschäftsstellen und auch bei den ehrenamtlich tätigen Gruppen in ganz Niedersachsen laufen jedes Jahr viele Anfragen nach dem gleichen Grundmuster ein: Was mache ich bloß falsch? Bei meinem Nachbarn brüten die Blaumeisen sogar zweimal im Jahr, bei mir gar nicht. Auch ist der nachbarliche Spatzenkasten von drei Paaren besetzt, während unserer leer steht. Können Sie da helfen?“, berichtet Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. Die Antwort ist einfach und doch kompliziert meint der Naturschützer: „Vögel wählen Brutplätze nach mehreren Kriterien aus, die für sie, ihre Partner und eine eventuelle Brut überlebenswichtig sind: Dazu gehören ein reichhaltiges Nahrungsangebot, insbesondere Insekten und ihre Larven, da sie ausschließlich diese als tierisches Eiweiß für die Aufzucht der Jungvögel brauchen sowie ein sicherer, für Feinde wie Katzen, Marder und Sperber möglichst schwer zugänglicher Brutplatz, aber auch Deckungsmöglichkeiten und Zugang zu frischem Wasser“, zählt der erfahrene NABU-Mitarbeiter die verschiedenen Kriterien auf. Und selbst wenn alle diese Kriterien erfüllt sind, gäbe es keine Garantie, dass sich die Piepmätze wirklich ansiedeln – denn vielleicht bietet der Nachbargarten oder nahegelegene Park noch bessere Gelegenheiten zur Brut.

Gartenvielfalt bedeutet Artenvielfalt
Die Faustregel zur Schaffung guter Lebens- und Brutbedingungen für Vogelarten in Gärten fasst Wohlers so zusammen: „Je größer die Vielfalt im Garten, desto größer die Chance auf Vogelvielfalt! Goldene Regel sollte sein: Hände weg von Giften! Statt für unsere heimische Tierwelt nutzlose Exoten sollten heimische Sträucher, Bäume, Wildpflanzen und Stauden einen Platz im Garten finden; es sollten möglichst nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten angepflanzt oder angesät werden, damit darauf Insekten Nektar finden können und diese wiederum Vögeln als Nahrung dienen können. Gräser und Halme sollten auch abgestorben stehen bleiben, damit sich darin Insektenlarven entwickeln oder überwintern können. Es sollten möglichst dichte Hecken aus heimischen Arten gepflanzt werden, in denen Heckenbrüter genügend Astquirle finden, um ein Nest bauen zu können. Kleine Wasserstellen, die jedoch sauber gehalten werden müssen und nicht ‚umkippen‘ dürfen, bieten Vögeln und Insekten willkommenen Zugang zum kühlen Nass. Und nun kommen die Nistkästen ins Spiel“, kommt Wohlers auf den Punkt: „Es sollte im Garten ein gemischtes Grundsortiment von Nisthilfen angeboten werden: Dazu gehören die bekannten Meisenkästen mit unterschiedlichen Fluglochgrößen für die Blaumeise – sehr klein – und die anderen Meisenarten wie Kohlmeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Sumpfmeise, Weidenmeise – deutlich größer. Aber auch Nistkästen für den Kleiber, die einen sehr geräumigen Innenraum benötigen, weil sie gern Rindenstücke und große Blätter als Nistmaterial eintragen oder spezielle Kästen für Baumläufer, die an den Baumstamm angepasst werden müssen, sollten angeboten werden. Weiterhin können so genannte Zaunkönigkugeln, Halb- und Dreiviertelhöhlen für Nischenbrüter wie Bachstelze, Grauschnäpper und Rotschwänze sowie die beliebten Spatzenheime, in denen gleich drei Familien der beliebten Haus- oder Feldsperlinge eine Heimstadt finden können, angebracht werden“, beschreibt Wohlers die Vielfalt der Nistkästen.

Zudem können auch an Gebäuden wie Häusern, Hallen, Garagen, Carports, Gartenlauben und Mülltonnenunterständen Nisthilfen angebracht werden. „Warum soll nicht zum Beispiel ein Rotkehlchen die Möglichkeit haben, in einer Carportecke die Brut aufzuziehen? Auch an Mauersegler – für sie gibt es spezielle Nistkästen, die an Gebäuden möglichst in einer Mindesthöhe von sechs Metern angebracht werden sollten – und an Rauch- und Mehlschwalbe sollte gedacht werden“, regt der Naturschützer an, neue Entwicklungsmöglichkeiten für Piepmätze im Garten oder Kleingarten zu schaffen.

Der Nistkastencheck kann beginnen
Um systematisch vorzugehen, sollte nachgedacht werden, welche Nistkästen im Frühjahr besetzt waren und ob es dort einen Bruterfolg gab oder besondere Beobachtungen gemacht wurden. Dann sollten die Fragen durchgegangen werden, die es zu beantworten gilt:

  • Habe ich ein ausreichendes Nahrungsangebot im Garten, ist er insekten- und damit auch vogelfreundlich?
  • Überwiegen bei mir heimische Pflanzen und Wildpflanzen gegenüber ökologisch uninteressanten Exoten?
  • Hängen die Nistkästen zu exponiert, können sie leicht von Feinden entdeckt werden?
  • Bieten in meinem Garten z.B. Hecken ausreichend Deckung, um sich zu verbergen oder im Gebüsch zu schlafen?
  • Können Vögel bei mir – unerreichbar für Katzen – leicht an Wasser kommen?
  • Biete ich eine ausreichende Bandbreite an Nisthilfen aller Art an?

„An den Ergebnissen kann dann gearbeitet werden“, schmunzelt Rüdiger Wohlers, der als Praktiker bereits selbst hunderte Nisthilfen in mehr als 40 Jahren angebracht hat. „Als Nisthilfen eignen sich natürlich ganz besonders gut diejenigen aus dem wetterbeständigem Material Holzbeton, die sich im Herbst sehr leicht reinigen lassen. Aber es können selbstverständlich auch Nistkästen aus Holz gebaut werden.“

Für alle, die selbst Hand anlegen möchten für das kommende Frühjahr, hält der NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket bereit, das aus der umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und dem Mauersegler-Baubuch des bayerischen NABU-Partners Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) besteht. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5 Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Nistkastencheck“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.

Bericht NABU, Foto NABU/CEWE/Marlies Weber