Hallenbad soll das ganze Jahr offen sein

Vorschlag von Weser-Aues Samtgemeindebürgermeister Wilfried Imgarten Seit 100 Tagen im Amt

Die ersten 100 Tage hat Wilfried Imgarten (60, parteilos), Samtgemeindebürgermeister der neuen Samtgemeinde Weser-Aue, hinter sich. Allgemein gelten die 100 Tage als Schonfrist, um sich einzuarbeiten. Doch eine Schonfrist gab es für Imgarten nicht. „In einer Fusionskommune wie die Weser-Aue müssen jede Menge Themen angepackt werden“, sagt er.

In der Verwaltung kennt sich Imgarten aus. Jahrelang war er Kämmerer in der Kreisverwaltung, danach stellvertretender Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinde Grafschaft Hoya. Jetzt ist er Chef der Verwaltung der Weser-Aue mit rund 170 Mitarbeitern. Neu für ihn: Als hauptamtlicher Bürgermeister muss Imgarten auch repräsentieren.

„Das Verwaltungsgeschäft ist mir vertraut, das Repräsentative weniger“, gibt er zu. Ob Grundsteinlegung, Einweihung, Ehrungen oder Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, so manche Termine musste er schon in seiner neuen Rolle wahrnehmen. „Man wächst da rein.“ Kürzlich traf er in Liebenau den Bürgermeister von Pervomaisk, einer Stadt mit 65000 Einwohnern in der nordöstlichen Ukraine. Er besuchte den Verein Dokumentationsstelle Liebenau. „Der Austausch war erhellend. Es war interessant zu erfahren, wie die Verwaltung in einer Kleinstadt in der Ukraine läuft.“

20 bis 40 E-Mails am Tag erreichen ihn. Das sei noch überschaubar. Doch einmal nicht gelesen, sind es am nächsten Tag doppelt so viele. „Manchmal hängen Gesetzesentwürfe mit 100 Seiten dran. Da muss man reflektieren, was relevant ist.“

Noch sei er in der Orientierungs- und Abstimmungsphase. „Ein unglaublich breites Spektrum liegt vor uns: Kitas, Schulen, Feuerwehren. Sollen Feuerwehren kooperieren oder fusionieren? Reichen die Kitaplätze, reichen die Grundschulen? Noch nicht gelöst ist auch das Thema Gemeindeverbindungsstraßen. Es geht um die Unterhaltung und den Ausbau, was einige 100000 Euro im Jahr kostet. Diese Kosten sollen gerecht auf die Gemeinden verteilt werden.“

Für die Bauhöfe in Liebenau, Marklohe, Balge und Wietzen müsse ebenfalls eine optimale Lösung für die Mitarbeiter und die Wirtschaftlichkeit gefunden werden. „Da fällt das Zusammenwachsen schwieriger. Zusammenwachsen muss auch die Jugendarbeit. In Marklohe läuft sie mit der JAM-Initiative in freier Trägerschaft. Sie soll mit dem Liebenauer Jugendpfleger Markus Sieling auf die Samtgemeinde Weser-Aue übertragen werden.“

Mit dem Hallenbad Liebenau fühlt sich Imgarten als ehemaliger Liebenauer Realschüler persönlich verbunden. „Jahrelanger Schwimmunterricht im Hallenbad Liebenau prägt.“ Er lobt das „sehr intensive“ ehrenamtliche Engagement in den Freibädern und im Hallenbad. Sein Vorschlag: Das Hallenbad das ganze Jahr über öffnen, damit Kinder in frühen Jahren Schwimmen lernen.

Flächenfotovoltaik in der Landschaft – auch die Samtgemeinde Weser-Aue wird das Thema beschäftigen. „Es geht um viele Hektar Flächen, die zur Verfügung gestellt werden sollen. Es passt nicht überall. Es wird Nutzungskonflikte wie beim Kiesabbau geben, denn der Landwirtschaft geht Boden verloren. Der Eingriff in die Natur kommt nicht überall gut an. Wir wollen auf eine moderate Entwicklung hinwirken“, sagt Imgarten.

Da spricht aus ihm auch der Grüne. Er macht keinen Hehl daraus, dass er seit 1988 Mitglied der Grünen ist. „Ich sehe mich als passives Mitglied. Es ist kein Maßstab für meine dienstliche Tätigkeit“, betont er. Er ist schließlich als Parteiloser angetreten und gewählt worden. Am Herzen liege ihm der Radwegebau. „Ich könnte mir in der ganzen Wesermarsch attraktive Radwege vorstellen.“ Er selbst fährt gern Rad, um sich fit zu halten.

Imgartens Büro ist im Rathaus Marklohe. Er liebt es, durch die Büros zu gehen und in persönlichen Gesprächen Dinge schnell zu klären. In der ersten Zeit war er jeden Tag auch im Rathaus Liebenau. „Das lässt sich jetzt nicht mehr mit meinem Terminplan vereinbaren“, bedauert er. Imgarten lobt sein Führungsteam. „Ich kann mich drauf verlassen. Die Kommunikation läuft reibungslos. Einmal die Woche tagen wir in Präsenz. Dazu gibt es viele Gespräche mit Externen, zum Teil auch online.“

Die Vielfältigkeit der Aufgaben habe ihn überrascht. Dazu kämen unverhofft Beschwerden von Bürgern. Verkehrslärm an Straßen sei ein großes Thema, besonders in der Ortsdurchfahrt Oyle wegen des Umleitungsverkehrs. Oder die Sorgen der Eltern in Pennigsehl, wie es mit der Schulaußenstelle weitergeht. Ich versuche zu vermitteln. Wichtig ist, authentisch zu bleiben und einzuräumen, dass man manchmal an Grenzen stößt. Die Zeit ist unglaublich schnell rumgegangen. Ich will auch Dinge anschieben. Aber wir können in 100 Tagen nicht die Welt umkrempeln. Wir müssen schlichtweg die Fusion und die vielen Aufgaben abarbeiten.“

Bericht DIE HARKE, Foto Rauscher SG Weser-Aue