Geschichte der Sensenherstellung in Liebenau und ihr Ende
Liebenau. Die Geschichte der Sensenherstellung in Liebenau ist eng mit der Entwicklung des Flecken und seiner Landwirtschaft verbunden. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Sensenschmieden im Flecken Liebenau an Aue und Winterbach ein bedeutender Wirtschaftszweig. In den zeitweise 7 Reck- und Schleifmühlen wurden in der Blütezeit während der über 300 Jahre ausgeübten Handwerkskunst jährlich zahllose Sensen und Sicheln geschmiedet! Über Jahrhunderte hinweg war die Herstellung von Sensen ein zentrales Element der lokalen Wirtschaft und Kultur. Die Kopie einer Privilegierung der Liebenauer und Steyerberger Sensen aus dem Jahr 1724 finden Sie unter http://www.sensenschluck.de/
Die fruchtbaren Felder und die Agrarwirtschaft der Region erforderten effiziente Werkzeuge für die Getreideernte. Die örtlichen Handwerker erkannten die Notwendigkeit hochwertiger Sensen und begannen, diese mit traditionellen Methoden herzustellen. Hochwertige Sensenblätter wurden in einem sogenannten Hammerwerk von Hand geschmiedet. Das Handwerk der Sensenherstellung wurde von Generation zu Generation weitergegeben und erreichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert seine Blütezeit.
Mit dem Aufkommen moderner landwirtschaftlicher Maschinen und Technologien im Laufe des 20. Jahrhunderts stand die Sensenherstellung vor großen Herausforderungen. Die steigende Effizienz der Maschinen führte zu einem spürbaren Rückgang der manuellen Landarbeit, was wiederum die Nachfrage nach handgefertigten Sensen reduzierte. Die Sensenhersteller in Liebenau sahen sich mit der Notwendigkeit konfrontiert, sich anzupassen und neue Wege zu finden, um ihre Handwerkskunst relevant zu halten.
Trotz aller Bemühungen, sich den veränderten Bedingungen anzupassen, konnte die Sensenherstellung in Liebenau letztlich nicht überleben. Die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft und der Trend zu modernen Werkzeugen führen dazu, dass die Nachfrage nach traditionellen Sensen weiter abnahm. Die letzte Sensenschmiede wurde 1913 geschlossen. Mit seinem Ende verschwand eine bedeutende Tradition und ein Stück der lokalen Identität von Liebenau.
Obwohl die Sensenherstellung in Liebenau nicht mehr existiert, lebt ihr Erbe und ihre Geschichte in der Erinnerung der Stadt und ihrer Bewohner fort. Der Heimatverein Liebenau ist darauf bedacht, die Erinnerung an diese einst blühende Handwerkskunst am Leben zu erhalten. Die Sensen, die einst von den geschickten Händen der Handwerker aus Liebenau hergestellt wurden, sind nun Relikte vergangener Zeiten und dienen als Zeugnisse einer Ära, in der traditionelle Handarbeit einen unverzichtbaren Platz im Alltag der Menschen hatte.
Geblieben ist den Liebenauer aber der der Sensenschluck, der nicht nur während des Liebenauer Schützenfestes genossen werden kann.
Quellen: Heimatverein Liebenau, Wikipedia, sensenschluck.de
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