Ermittlungen gegen drei Schiffsführer

Aus DIE HARKE

Offensichtlich führten mehrere Fahrfehler zum Unfall / Polizei: Schaden im sechsstelligen Bereich

Die Wasserschutzpolizei Nienburg hat nach dem Schiffsunfall auf der Weser bei Marklohe Ermittlungen gegen drei Schiffsführer wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs eingeleitet. Nach aktuellem Ermittlungsstand haben sie alle Fehler gemacht, die dazu geführt haben, dass die Schiffe am Sonntagmorgen mit den Bugs aneinanderstießen. Die „West Oder1“ sank daraufhin.

Insgesamt waren vier aus Polen stammende Männer auf den beiden Schiffen. Die „West Oder 1“ wurde von einem 59- und einem 60-Jährigen gesteuert, die „Timbo“ von einem 55-Jährigen. Bei ihm an Board befand sich zudem ein 51-Jähriger, gegen den jedoch nicht ermittelt wird, wie die Pressesprecherin der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, Andrea Kempin, mitgeteilt hat. Gegen die drei andere ermittelt nun die Polizei.

Ausschließen können die Beamten der Wasserschutzpolizei eine alkohol- oder betäubungsmittelbedingte Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit der Schiffsführer. Die beiden Männer, die auf der „West Oder 1“ waren, wurden nach der Kollision von zufällig in der Nähe übenden Feuerwehrleuten gerettet, bevor ihr Motorschiff sank.

Die Schadenshöhe schätzt die Polizei nach derzeitigem Stand auf einen mittleren sechsstelligen Bereich. „Neben den Beschädigungen an den Schiffen ist für diese auch der Wert der Schiffsladung sowie die noch nicht in Gänze absehbaren Kosten für die bevorstehende Bergung und Maßnahmen zum Umweltschutz relevant“, sagt Andrea Kempin. Nach einem ersten Zeugenaufruf am Montag hatte sich bereits kurze Zeit später ein Zeuge bei der Wasserschutzpolizei Nienburg gemeldet. Die Beamten sind weiter auf Zeugenhinweise angewiesen und nehmen sämtliche Hinweise unter Telefon (05021) 922930 entgegen.

Unterdessen haben Feuerwehrleute und THW-Kräfte die gesamte Nacht über gegen eine drohende Ölpest angekämpft. Inzwischen sind zwei Maschinen im Einsatz, die ausgelaufenes Öl aus der Weser abschöpfen. Insgesamt haben die Maschinen des THW Cloppenburg und Cuxhaven bereits Hunderte Liter Öl aus dem Wasser geholt. „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden – auch die zweite Maschine funktioniert gut“, sagt Manuel Wehr, Fachbereichsleiter Umwelt beim Landkreis Nienburg. Auch die Ölsperren funktionierten gut. Beim Wehr in Drakenburg sei seinen Angaben zufolge bislang kein Ölfilm angekommen.

Es läuft weiterhin Treibstoff aus

Dennoch läuft weiterhin Treibstoff aus dem vorderen und hinteren Bereich des gesunkenen Schiffes aus. „Es ist eine umweltkritische und umweltbelastende Situation, die nach derzeitigem Stand aber beherrschbar ist. Einen Umweltschaden sehe ich bislang nicht“, sagt Manuel Wehr. Bislang gebe es kein Fischsterben. Dennoch rät der Landkreis Anglern dazu, in diesem Bereich der Weser nicht zu angeln. Wenn doch, mache das jeder in Eigenverantwortung. Rinder- und Pferdehalter seien darüber informiert worden, dass sie ihre Tiere im Umkreis des Unglücksortes nicht direkt am Ufer der Weser weiden lassen sollen, damit die Tiere nicht aus der Weser trinken und durch die Aufnahme von Kohlenwasserstoff krank werden. Landwirte könnten Wassertränken in diesem Bereich weiter nutzen, wenn das Wasser aus der Tiefe der Weser und nicht an der Oberfläche geschöpft werde.

Wie viel Treibstoff das gesunkene Motorschiff „West Oder 1“ geladen hat, sei nach Angaben von Jens Köhne, Pressesprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser (WSA) Verden, weiterhin unklar. Ob und wann Taucher sich das beschädigte Schiff anschauen, stehe noch nicht fest. „Ein möglicher Tauchereinsatz würde durch den Havariekommissar der Versicherung abgestimmt“, sagt Jens Köhne.

Nach Vorlage der Konzepte und Angebote entscheidet der Havariekommissar, welches Unternehmen das mit 600 Tonnen Mais beladene, 67 Meter lange und acht Meter breite Schiff bergen soll. Eine Entscheidung darüber erwartet der WSA-Pressesprecher nicht vor Mittwochmittag.

Seither ist die Weser zwischen der Schleuse Drakenburg in Sebbenhausen und dem Anleger in Nienburg für den Schiffsverkehr gesperrt.