Eltern-Protest für mehr Sicherheit
Erste Maßnahmen abgestimmt, um Bushaltestelle „Balge-Mitte“ zu entschärfen
Um die Bushaltestelle „Balge-Mitte“ in Fahrtrichtung Hoya zu erreichen, die hinter einer schwer einsehbaren Kurve liegt, muss die viel befahrene Landesstraße 351 überquert werden. Das kann für Kinder und ältere Menschen zu einem Problem werden und gefährliche Situationen hervorrufen. Aus diesem Grund hat jetzt ein Ortstermin stattgefunden, dem erste Maßnahmen zur Entschärfung kurzfristig folgen sollen.
Einmal wurde vereinbart, vor der Kurve zwischen Gasthaus Haß und Kirchstraße das Verkehrszeichen „Achtung, Kinder!“ aufzustellen. Dieses warnt davor, dass auf der Straße plötzlich und unerwartet jemand auftaucht. Die Verkehrsteilnehmenden sollen dadurch in Aufmerksamkeit und Bremsbereitschaft versetzt werden. Darüber hinaus wird das Haltestellenschild „Balge-Mitte“ mit einer Blinkaufforderung ausgestattet: Wenn dieser reflektierende Aufkleber dort angebracht ist (im Fachjargon sogenannte „Spanische Flagge“), dann muss beim Bus das Warnblinklicht einschaltet werden, solange die Gäste ein- und aussteigen. Der stehende Bus darf von anderen Verkehrsteilnehmenden zusätzlich in beiden Fahrtrichtungen nur in Schrittgeschwindigkeit passiert werden.
Weitere denkbare Maßnahmen zur Entschärfung der Situation erfordern höhere Kosten, längere Entscheidungswege und Abstimmungsprozesse, das wurde beim Ortstermin deutlich. Diesen hatte Julien Schiweck initiiert, der beim Verkehrsservice des Landkreises Nienburg (VLN) für das Thema Verkehrssicherheit zuständig ist. Den Anstoß dazu hatte wiederum Anwohnerin und Mutter Sally Koch gegeben, die sich schon länger Sorgen insbesondere um den Schulweg der Kinder im Ort macht – und damit nicht allein steht: Sie übergab dem neuen Samtgemeindebürgermeister von Weser-Aue eine Unterschriftenliste mit dem Titel „Wir fordern einen verkehrssicheren Weg von/zur Bushaltestelle ,Balge-Mitte‘ über die Balger Straße“ mit über einhundert Zeichnenden. Wilfried Imgarten versprach, dass die Verwaltung mögliche Lösungen diskutieren werde. Das betonte ebenfalls Johannes Schlemermeyer, der den Gemeinderat zusammen mit Tina Wohlers und Torben Bergmann bei der Zusammenkunft vertrat. Klar wurde auch, dass der finanzielle Einsatz im Verhältnis zu anderen ebenso erforderlichen Investitionen und Wünschen stehen muss.
Werner Müller von der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, der dort für das Sachgebiet Verkehr unterwegs ist, erklärte, welche Möglichkeiten es samt deren Vor- und Nachteilen gebe (Querungshilfe, Zebrastreifen, Ampelanlage, neuer Gehweg auf der Seite in Fahrtrichtung Hoya, Temporeduzierung). Interessant waren unter anderem seine Ausführungen zur Geschwindigkeitsüberwachung: Das Aufstellen eines fest installierten Blitzers sei im Landkreis zum Beispiel nicht möglich, da ein anderslautender Beschluss des Kreistags existiere, der auf mobil statt stationär setze.
Ihr Fachwissen brachten ebenfalls Verkehrsplaner Michael Helm von den Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya (VGH), Melanie Landberg von der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises, Verwaltungsvertreter Matthias Sonnwald von der Samtgemeinde Weser-Aue, Thomas Rödel von der niedersächsischen Straßenbaubehörde und Uwe Könemann von der zuständigen Straßenmeisterei ein.
Grundproblem der Haltestelle „Balge-Mitte“: Sie wurde erst vor gut vier Jahren mit barrierefreiem Hochbord statt Haltebucht errichtet und unterliegt aufgrund der investierten Fördermittel einer Mindestnutzungsdauer, die sonst zurückgezahlt werden müssten. Somit kann sie etwa nicht ab- und an anderer Stelle aufgebaut werden. Ein denkbarer Platz für eine Verlegungsmaßnahme wäre gegenüber der Haltestelle „Balge-Schule“. Dort, das stellte Julien Schiweck in Aussicht, könnte zum Sommer 2022 eventuell schon ein Provisorium für den Ausstieg von Schulkindern entstehen.
Aus DIE HARKE, Foto Samtgemeinde Weser-Aue