Eldorado für viele Tiere, saubere Luft und Schatten: Die Hitparade der Bäume

Dass Bäume Staub aus der Luft filtern, das in Zeiten des Klimawandels aufgeheizte Stadtklima abkühlen, Feuchtigkeit spenden und Wasser „halten“, sollte eigentlich jedem Kind bekannt sein; dass Bäume darüber hinaus eigene, kleine Lebensräume sind, ist weit weniger bekannt.

„Wenn es eine Art Hitparade der heimischen Bäume gäbe, hätten einige Arten eine gute Chance, hinein zu rücken“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen, der dazu ermuntern möchte, selbst einen oder mehrere Bäume im Garten zu pflanzen. „Das Siegerpodest der Baum-Hitparade würde hierzulande sicher die Eiche erklimmen“, meint der Naturschützer. „An ihr finden bis zu 6.000 Tierarten einen Lebensraum, davon etwa ein Zehntel Insektenarten – ein Spitzenwert. Mehr als zehn Menschen werden durch eine 100-jährige Eiche mit Sauerstoff versorgt. An und in ihrem Stamm können, vor allem wenn es sich um ältere Bäume handelt, viele Vogelarten einen Lebens- und Nahrungsraum finden. Je älter der Baum wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Artenvielfalt erhöht, auch und gerade dann, wenn am Baum Totholz zu finden ist, das etwa Spechten zum Zimmern ihrer Höhle dienen kann – und in der Folge dann von höhlenbrütenden Vögeln, Fledermäusen und Insekten bezogen wird.“

Natürlich müsse bei der Pflanzung einer Eiche stets bedacht werden, dass sie sehr groß und breit sowie mehrere hundert Jahre alt werden könne. „Wer aber einmal beobachtet hat, wie sich Eichhörnchen am Stamm der Eiche jagen, wie Eichelhäher im Herbst die Eicheln aufklauben, um sie für den Winter anderorts zu verstecken, wer sehen konnte, wie ein Baumläufer mit seinem grazilen Schnabel aus dem letzten Winkel der Rinde kleine Insekten herausholt, wird begeistert sein“, ist der NABU-Mitarbeiter überzeugt, dessen prägendstes Erlebnis mit Eichen eine Schar junger Waldkäuze war, die aus der elterlichen Höhle in dem alten Baum ausgeflogen waren und als „Ästlinge“ im Geäst herumturnten.

Ebenfalls auf einem der vorderen Plätze der Hitparade dürfte nach Ansicht von Rüdiger Wohlers die Hainbuche landen, die bis zu 20 stattliche Meter erreichen kann. „Dieser wunderbare Baum, der jahrhundertelang in Hutewäldern zum Einsatz kam, ist auch als Bienenweide beliebt, und seine Bucheckern decken im Winter das Büffet für viele Tiere. Hainbuchen können auch sehr gut als dicht wachsende Gehölze in Hecken eingesetzt werden sowie ideale Brutquirle für allerlei heckenbrütende Vogelarten bieten“, freut sich Wohlers.

Weit oben in der Hitparade ist ein Platz für eine Baumart reserviert, die vielen Menschen gar nicht bekannt sein dürfte – und doch für eine unglaubliche Fülle positiver Wirkungen für die Natur steht: Der Holzapfel! Wesentlich kleiner als Eiche und Hainbuche, aber in günstigen Lagen bis zu zehn Metern groß werdend, ist er ein echter „Allrounder“, wie Rüdiger Wohlers berichtet: „Ihn lieben Vögel und Insekten gleichermaßen, sowohl als Nahrungsquelle als auch als Brutgehölz.“ Ähnlich stehe es um die Mehlbeere, die Vogelkirsche, die Wildbirne und den Speierling.

„Die Bandbreite der infrage kommenden Bäume im Garten ist wesentlich größer, als es viele Menschen ahnen“, betont Wohlers. „Eine gewisse Aufgeschlossenheit sollte dabei mitgebracht werden – und natürlich stets der wohl überlegte Gedanke daran, welche Standortansprüche und welchen Platzbedarf die verschiedenen Baumarten mitbringen.“ Rüdiger Wohlers bezeichnet Bäume auch als ein Stückchen Balsam für die Seele, das nicht nur auf Funktion und Nutzen reduziert werden dürfe. Er hofft daher – und ruft dazu auf – in der nächsten Pflanzperiode viele neue Bäume zu pflanzen.

Wer sich über Bäume und naturnahes Gärtnern oder auch über die Vogelwelt informieren möchte, kann beim NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket aus der Bauplansammlung Nisthilfen und der Farbbroschüre „Gartenlust“ anfordern. Es ist erhältlich gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort Gartenlust, Alleestr. 36, 30167 Hannover. 

Foto  Helge May, NABU