Der Kleiber: Kletterartist sucht Appartement

Kaum ein Vogel hat wohl einen besseren Namen, wenn auch ganz leicht verballhornt: Der Kleiber. Jener auf der Oberseite blaugrau und der Unterseite beigebraun daher kommende Vogel ist ein Höhlenbrüter, der den Eingang zu seiner Bruthöhle stets mit lehmiger Erde für seinen Umfang „passig“ macht und entsprechend „verklebt“ – selbst dann, wenn der Eingang eigentlich bereits perfekt passte! Auf diesen Vogel macht der NABU Niedersachsen aufmerksam, denn er kommt – als Vogel der lichten Wälder – immer häufiger in Parks und Gärten vor. Dort findet er aber selten geeignete Brutmöglichkeiten. Deshalb gibt der NABU Niedersachsen Tipps, wie dieser Art eine Heimat im Garten angeboten werden kann.

„Der Kleiber – übrigens Vogel des Jahres 2006 – leistet geradezu Schwerarbeit im wahrsten Sinne des Wortes“, erläutert Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Denn er bringt meist mehr als 200 Gramm lehmige Erde in seinem Schnabel zum Nistkasten, aus der der kunstvolle Einschlupf gebaut wird. Kleiber brüten in der Natur in allerlei Höhlen, oft in Spechthöhlen. Auch dort wird der Einflugbereich entsprechend hergerichtet. Sehr gern nimmt er Nistkästen an, wobei er nicht wählerisch ist. Vom Meisenkasten und Starenkasten bis zur für ihn eigentlich völlig überdimensionierten Waldkauz- oder Hohltaubenhöhle, sogar Steinkauzröhre oder Fledermauskasten, ist alles dabei. Er wird dabei ein wenig größenwahnsinnig, wenn er riesige Kästen mit riesigen Fluglöchern bezieht“, schmunzelt der Naturschutzpraktiker. „Und oftmals hat er eine Höhle gerade erst in Beschlag genommen, da kommen die rechtmäßigen Besitzer zurück, versuchen sein ‚Klebewerk‘ zu entfernen und ihn zu vertreiben.“

Tatsächlich eignen sich für den Kleiber große Nistkästen. „Die kann man sich wie überdimensionierte Kohlmeisenkästen vorstellen“, sagt Wohlers: „Der Kleiber hat auch im Inneren – das allein vom Weibchen ausgestaltet wird – einen enormen Raumbedarf, da er sehr bevorzugt Rinden- und Holzstückchen sowie große Blätter zum Nistbau einträgt; mitunter können dies mehrere tausend Einzelteile sein“, betont der NABU-Mitarbeiter. Daher wurde für den Kleiber ein „Kleiber-Nistkasten“ kreiert: Mit einem Fluglochdurchmesser von 32 mm versehen – wie bei Kohlmeisenkästen – bietet er einen wesentlich geräumigeren Innenraum, sodass darin die einzige Jahresbrut (in der Regel 5 bis 8 Eier im Gelege) stattfinden kann. Selten werden auch zweite Bruten beobachtet; zumeist nur dann, wenn ein früheres Gelege aufgegeben werden musste.

Kleiber sind aber auch Klettervirtuosen: Im Gegensatz zu Wald- und Gartenbaumläufer laufen sie auch den Baumstamm hinab. Dort finden sie ihre bevorzugte Nahrung in den Ritzen der Baumrinde und darauf: „Spinnen und Insekten stehen ganz oben auf der Kleiber-Speisekarte. Aber auch Nüsse und Samen gehören dazu“, so Wohlers. Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn Insekten und Spinnen schwer zu finden sind, greifen Kleiber gern auf Bucheckern und Haselnüsse zurück – und kommen sehr häufig ans Futterhäuschen oder an den Fettblock. Zwar oft mit recht dominantem Auftreten, aber andere Vögel verdrängen sie dadurch nicht.

„Wer dem Kleiber im Garten helfen möchte, sollte für Vielfalt sorgen, die auch für Insekten interessant ist“, sagt der NABU-Experte. „Vielleicht lässt sich im Garten auch eine Buche pflanzen, vielleicht findet sich ein Platz für Haselnusssträucher. Dann kann ein Kleiber-Nistkasten auch einen Platz finden. Dieser kann mit etwas Geschick selbst aus Holz gebaut werden oder im Fachhandel aus dem besonders witterungsbeständigen Material Holzbeton gekauft werden.“

Der NABU Niedersachsen hält für alle, die für den Kleiber Hand anlegen möchten, ein kleines Info-Paket bereit. Es besteht aus der umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und der reich bebilderten Broschüre „Vögel im Garten“. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.

PM NABU, Foto: Kleiber © Hartmut Mletzko