NABU: 6 Jahre nach dem Moorbrand in Meppen – „Schäden werden immer noch größer“
Meppen – Nach Raketen-Tests auf dem militärischen Übungsgelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 in Meppen brach am 3. September 2018 ein Feuer aus. Auf rund 1.000 Hektar schwelte über einen Monat lang das Feuer in dem für den Naturschutz hoch wertvollen Moor-Naturschutzgebiet „Tinner Dose“. 6 Jahre nach dem Ereignis zieht der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Bilanz und beklagt, dass die Umweltschäden aus dem Brand in 2018 noch lange nicht beseitigt sind, sondern durch den Gehölzaufwuchs, der eingesetzt hat, immer noch größer werden.
„Durch den Brand wurde auf 500 bis 600 ha Fläche die typische Moorvegetation zerstört und nun wachsen dort Gehölze wie Birken und Pappeln“, erklärt Ulrich Wilde, erster Vorsitzender des NABU Emsland-Mitte. „Zwar wurden inzwischen eigens Maschinen angeschafft, um die Gehölze zu beseitigen, aber es können bei weitem nicht alle Flächen in einem Jahr bearbeitet werden, sondern nur ein kleiner Teil davon. Auch reicht eine einmalige Beseitigung der Gehölze durch Mulchen nicht aus, weil die Gehölze wieder ausschlagen. Insofern wachsen die Bäume immer höher auf, tragen weiter zur Entwässerung des Moores bei und verschatten lichtbedürftigen typischen Moorpflanzen bis diese absterben. Auch moortypische Tierarten wie Bekassine, Brachvogel und Ziegenmelker sowie Zauneidechse und Schlingnatter verlieren ihren Lebensraum. Das Problem wird mit den weiterwachsenden Gehölzen im wahrsten Sinn des Wortes immer größer. Langfristig kann da nur eine intensive Wiedervernässung der Flächen helfen“, ergänzt Dr. Erhard Nerger, zweiter Vorsitzender des Naturschutzvereins.
Der NABU habe deshalb bereits im März 2019 konkrete Maßnahmen für eine Wiedervernässung der Tinner Dose vorgeschlagen. Zwar seien durch die Bundeswehr einzelne, kleinere Wiedervernässungen umgesetzt worden, wesentliche Maßnahmen fehlten jedoch. Dafür solle zuerst ein umfassendes Wiedervernässungskonzept erstellt werden. Dieses Konzept sei aber noch lange nicht fertig. Und dann müssten ja noch konkrete Maßnahmen geplant, eventuell erforderliche Flächen erworben und die baulichen Maßnahmen umgesetzt werden, beschreibt der NABU. Aus seiner Sicht ist dieses zögerliche Vorgehen für den Naturschutz eine Katastrophe. Dabei liege die Wiedervernässung des Moores als wichtigste Brandschutzmaßnahme auch im zentralen dienstlichen Interesse der WTD. Denn eine Lehre aus dem Brandereignis von 2018 war, dass beim Erprobungsbetrieb nun die aktuelle Feuchtigkeits-/ Trockenheitssituation des Moores und die vorhandene Brandlast mitberücksichtigt wird, bevor die Freigabe für den Schießbetrieb erteilt wird. „Die Wiedervernässung des Moores und die Beseitigung der Gehölze muss deshalb schnellstmöglich und mit allen Mitteln umgesetzt werden – für den Erprobungsbetrieb der Bundeswehr und den Naturschutz“, fordern Wilde und Nerger.
Rückfragen:
Katja Hübner, Mitarbeiterin des NABU-Regionalverbandes Emsland / Grafschaft Bentheim, Tel.: 05931-40 99 630
Text und Foto: NABU Niedersachsen
NABU Niedersachsen