NABU: Wespen in Anflug – keine Panik! – Sieben Tipps für ein friedliches Miteinander
Hannover – Ob nachmittags beim Obstkuchen oder abends beim Grillen: Sobald Essen und Getränke auf dem Tisch stehen, lassen die ersten Wespen nicht lange auf sich warten. Kuchen, süßen Getränken und Grillgut können sie vor allem im Spätsommer, nicht widerstehen. Der NABU Niedersachsen erklärt, warum Panik unnötig ist und wie sich Ruhe bewahren lässt.
Etwa ab August erreicht das Wespenvolk sein Maximum: Viele neue Königinnen und Männchen benötigen Futter. Sie plagt der Hunger, da es zeitgleich immer weniger Larven im Wespenstock gibt. Die wiederum scheiden Zuckertröpfchen aus, von denen sich die erwachsenen Tiere ernähren. Dafür brauchen die Larven allerdings ausreichend Nahrung in Form von Fliegen Raupen und Co., weiß die Pressereferentin Christina Röder des NABU Niedersachsen: „Steigen die Temperaturen, sinkt die Anzahl an Insekten. Folglich gibt es wenige andere Auswege für die Wespen als von unseren Tellern zu naschen. Dabei interessieren sie sich weniger für uns als für die Nahrung, auf die sie angewiesen sind.“ Trotzdem reagiert die Mehrheit der Menschen oft ablehnend, gar panisch auf die ungebetenen Gäste.
Wespen – nützlich für die Landwirtschaft
Dabei sind Wespen neben Bienen für unser Ökosystem, die Landwirtschaft und den Gartenbau unentbehrlich, so die Mitarbeiterin des NABU: „Den Wespen eilt ein schlechtes Image voraus – zu Unrecht! Eigentlich sind sie wahre Alleskönner: Sie fressen Raupen sowie Fliegen und wirken dadurch als natürliches Pflanzenschutzmittel. Zudem bestäuben sie wichtige Pflanzen und beseitigen sogar Kadaver.“
Wespen sind friedfertiger als gedacht
Weltweit gibt es etwa 137.000 Wespenarten. Nur ein kleiner Bruchteil dieser besitzt einen Stachel. Die meisten von ihnen sind harmlos. In unseren Gärten treffen wir meist lediglich die Gemeine und die Deutsche Wespe an. Sie zählen zu den häufigsten Wespenarten Deutschlands und Mitteleuropas. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten sie zu verletzen, zu fangen oder zu töten. Das ist auch unnötig, denn „diese beiden Wespenarten sind friedlicher als gedacht. Oft wirken sie lediglich durch ihren auf Nahrungssuche fixierten Flug aggressiv. Sie stechen zu ihrer Selbstverteidigung jedoch nur dann zu, wenn sie sich durch schnelle und heftige Bewegungen bedroht fühlen. Die dabei freigesetzten Pheromone alarmieren andere Wespen und können diese ebenfalls zum Stechen bewegen“, erklärt die Pressereferentin weiter.
So gelingt das Zusammenleben:
- Starke Bewegungen vermeiden! Die Tiere nicht wegschlagen oder schlimmstenfalls wegpusten. Das im Atem enthaltene Kohlendioxid ordnen sie als Alarmsignal ein. Ein sanftes Wegschieben ist in Ordnung.
- Eine Sprühflasche mit Wasser bereithalten, denn zerstäubtes Wasser verschlägt Wespen in die Flucht, da sie Regen meiden. Wichtig: die Flasche vorher gründlich reinigen. Rückstände von Reinigungsmitteln sind für Wespen lebensbedrohlich.
- Auch eine sogenannte Ablenkfütterung kann hilfreich sein: Dazu Obst an einem schattigen Ort, der mindestens fünf Meter vom Esstisch entfernt liegt, platzieren.
- Nahrungsmittel im Freien abdecken und Essensreste wegräumen. Kindern nach dem Essen den Mund abwischen. Für Getränke gibt es Gläser mit Abdeckung und einer kleinen Öffnung zum Trinken.
- Auf parfümierte Düfte verzichten. Diese locken Wespen an. Stattdessen dienen Knoblauch, Basilikum, Nelke, Teebaumöl oder Citronella als gute Abwehr.
- Um Insekten aus dem Haus fernzuhalten, empfiehlt sich, Fliegengaze an Fenstern und Türen anzubringen, insbesondere an Küchen-, Bad- und Kinderzimmerfenstern.
- Unbedingt auf mit süßem Saft oder Bier gefüllte Wespenfallen verzichten. Sie locken die Tiere nicht nur an und stimmen sie aggressiv, sondern sind als unspezifischer Insektenfang nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten. In der klebrigen Flüssigkeit gefangen, sterben die Wespen einen qualvollen Tod.
Hilfe Wespenstich – die richtige medizinische Versorgung
Sollte eine Wespe doch einmal stechen, besteht kein Grund zur Panik: In der Regel führen ihre Stiche bei gesunden Menschen nicht zu ernsthaften Gesundheitsschäden. Lediglich mit einer druckempfindlichen Hautschwellung, die nach einigen Tagen abklingt, ist zu rechnen.
Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kann es hilfreich sein, eine halbierte Zwiebel auf den Stich zu drücken. Die enthaltenen ätherischen Öle und die Verdunstungskälte lindern den Schmerz wie auch die Schwellung. Noch effektiver helfen batteriebetriebene Stichheiler. Diese denaturieren das Insektengift und minimieren so Schwellungen und Juckreiz. Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, die Geräte mehrfach und unmittelbar nach dem Stichereignis anzuwenden. Eine anschließende Kühlung wirkt zusätzlich schmerzlindernd.
Bei bekannter Allergie gegen Wespenstiche sollten Betroffene stets ein Erste-Hilfe-Kit sowie entsprechende Medikamente bei sich führen. Symptome wie Ohnmacht, Schwindel und Übelkeit erfordern sofortige ärztliche Hilfe.
Mehr Wespenwissen gefällig?
Für alle, die der Angst vor Wespen trotzen und sich noch mehr über die vielfältigen Hautflügler informieren möchten, hält der NABU Niedersachsen die Broschüre ‚Bienen, Wespen und Hornissen‘ bereit. Die Anforderung geht ganz simpel: Einfach postalisch unter dem Stichwort ‚Wespen‘ fünf Briefmarken zu je 85 Cent an den NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover, schicken.
Text und Foto: NABU NIEDERSACHSEN
NABU Niedersachsen