Häufig hilft schon ein Telefonat

Interessierte können „Beschwerdestelle für psychisch Erkrankte“ retten

 

Landkreis. Die unabhängige „Beschwerdestelle für psychisch Erkrankte“ und deren Angehörige gibt es seit 2008 im Landkreis Nienburg. Eingerichtet wurde sie mit Unterstützung des Paritätischen Nienburg, des Psychiatrierates im Sozialpsychiatrischen Verbund und dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Ulrich Sawade. Jetzt haben die beiden zuletzt tätigen Ehrenamtlichen, Sabine Weier und Ulrich Sawade, ihr Engagement beendet. Damit kann die Beschwerdestelle ihre Tätigkeit nicht mehr fortsetzen. Interessierte an einer Nachfolge können die ehrenamtliche Institution allerdings retten.

 

„Mit Bedauern müssen wir im Sozialpsychiatrischen Verbund des Landkreises Nienburg vorerst das Ende dieser ehrenamtlichen Institution mitteilen. Der psychiatrischen Versorgungslandschaft fehlt damit ein wichtiger Puzzlestein“, sagt der Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Verbundes Gregor Mollenhauer-Weber. 2008 war die Beschwerdestelle zusammen mit der damaligen Angehörigensprecherin Gudrun Tissler-Berndt und dem früheren Amtsrichter Ulrich Sawade als Ehrenamtliche ins Leben gerufen worden. Bis zuletzt waren nun Ulrich Sawade und Sabine Weier, auch sie ehemalige Mitarbeiterin beim Amtsgericht Nienburg, im Einsatz gewesen. Sie waren in dieser Zeit Ansprechpartner für psychisch erkrankte Menschen, wenn diese Beschwerden über Betreuungs-, Unterbringungs- oder Behandlungsbedingungen hatten oder mit der Umgehens- oder Behandlungsweise nicht einverstanden waren. Dabei arbeiteten die Ehrenamtlichen stets kostenlos, vertraulich und unabhängig.

 

„Frau Weier und besonders Herrn Sawade gebührt großer Dank für ihr Durchhaltevermögen und ein immer offenes Ohr für die Probleme und Sorgen der Anderen. Eigentlich war rund um die Uhr jemand telefonisch und zeitweise auch mit Live-Sprechzeiten erreichbar“, so Mollenhauer-Weber. In vielen Fällen sei es gelungen, zwischen Betroffenen und Institutionen oder Berufsbetreuern zu vermitteln, Probleme in Behandlung oder Versorgung anzusprechen und zu deren Klärung beizutragen und zu schlichten. Dabei habe in der Vergangenheit Ulrich Sawade auch überregional stets im Kontakt mit anderen Beschwerdestellen gestanden.

 

„Oft fällt es Betroffenen schwer, sich direkt mit einer Kritik, und sei sie noch so konstruktiv, an die Heim– oder Einrichtungsleitung oder an einen Betreuer zu wenden. Dabei hilft häufig schon ein Telefonat oder ein persönliches Treffen, um Probleme zu lösen“, sagt Mollenhauer-Weber. Interessierte können nun durch ihr Engagement den Fortbestand dieser unabhängigen Beschwerdestelle im Sozialpsychiatrischen Verbund sichern, wo die Stelle organisatorisch angegliedert ist. Landkreise und kreisfreien Städte bilden Sozialpsychiatrische Verbünde, um die Angebote und Hilfen für Menschen mit seelischer oder psychischer Erkrankung zu erfassen, darzustellen und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Inhaltlich mündet diese Arbeit in der Fortschreibung des „Sozialpsychiatrischen Plans“, in dem Adressen, Angebote und Bedarfe dargestellt sind.

 

Ansprechpartner für all diejenigen, die sich für eine ehrenamtliche Arbeit bei der Beschwerdestelle interessieren, ist Gregor Mollenhauer-Weber in der Geschäftsstelle des Sozialpsychiatrischen Verbundes, beim Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises Nienburg unter 05021/967-942 oder auch per Mail unter spdi@kreis-ni.de.