Gewalt gegen Frauen sichtbar machen, Nachbarschaften sensibilisieren
Geschlechtsspezifische Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Sie beginnt mit Alltagssexismus und endet mit im schlimmsten Fall in Femiziden – der tödlichen Gewalt gegen Frauen aufgrund ihres Geschlechts.
Die Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Nienburg rufen alljährlich am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ dazu auf, hinzuschauen – und zwar über den Aktionstag am 25. November hinaus. Aus diesem Grund initiierte der Arbeitskreis die Aktion „Rote Schuhe gegen Gewalt an Frauen“, die seit November in einigen Kommunen im Landkreis zu sehen war. Nachdem die Schuhe am 25.November auf der Fußgängerbrücke in Nienburg platziert wurden, wanderten sie für einige Wochen vor das Rathaus in Rehburg sowie anschließend vor das Rathaus in Liebenau. Ein kleiner Teil der Aktion wurde außerdem auf dem Steyerberger Weihnachtsmarkt platziert.
Aktuell sind die Schuhe noch bis zum 03.04 in Oyle zu sehen.
Die öffentliche Kunstinstallation in Form von 133 Paaren roter Schuhe symbolisiert die traurige Zahl von 133 Frauen, die im Jahr 2022 in Deutschland von ihren (Ex-) Partner getötet wurde. Somit wird an jedem dritten Tag eine Frau aufgrund ihres Geschlechts getötet. Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. (Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes (BKA)).
„Geschlechtsspezifische Gewalt ist keine Privatangelegenheit, wie die Begriffe `Beziehungsdrama` oder `Familientragödie` tlws. suggerieren. Sie ist ein strukturelles Problem, das tief in unserer patriarchalen Gesellschaft verankert ist. Somit geht das Thema alle etwas an und wir alle sind aufgefordert hinzuschauen.“ Erklärt Marthe Nietfeld, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Weser-Aue. In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Petra Bauer, und ehrenamtlicher Unterstützung von Janet Silberfisch macht sie deshalb nun dort auf Häusliche Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft aufmerksam, wo unsere Aufmerksamkeit gefragt ist: in der Nachbarschaft.
Unser Wohnumfeld sollte eigentlich ein sicherer Ort sein, an dem wir uns geschützt fühlen und wo wir aufeinander achtgeben. Gerade im ländlichen Raum ist die Hemmschwelle Hilfe zu holen und offenzulegen, was zu Hause passiert, allerdings oftmals sehr hoch. Nachbarschaftliche Solidarität ist hier ein wichtiger Ansatz zur Prävention von häuslicher Gewalt.
Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, dass in meiner Nachbarschaft häusliche Gewalt stattfindet?
Der Landespräventionsrat Niedersachsen empfiehlt: Wer sich in so einer Situation unsicher ist, kann sich zunächst Rat holen über das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“. Dieses steht unter der Durchwahl 116 016 rund um die Uhr zur Verfügung.
Wer vermutet, dass gerade eine Straftat passiert, sollte allerdings nicht zögern, sondern umgehend die 110 wählen und Polizei alarmieren.
Fotos: Janet Silberfisch