Was sich Kinder in Trennungssituationen wünschen

Landkreis. Wir alle wissen, dass die Trennung eines Paares besonders für Kinder ein einschneidendes Ereignis ist und dadurch eine zusätzlich belastende Situation für die Eltern entsteht. Woher sollen sie Kraft und Lösungsideen dafür nehmen, wenn im Familienleben alles Kopf steht? Eine Trennungsberatung kann in dieser Situation Orientierung geben und dabei helfen, pragmatische Lösungen zu finden.

„Nach einer Trennung haben beide Elternteile weiterhin eine gemeinsame Aufgabe zu regeln, nämlich die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder. Hierfür bieten wir eine Plattform an, um die damit verbundenen Probleme zu besprechen – und zwar möglichst gemeinsam mit Eltern und Kindern“, erläutert Catherine Tannahill, Fachdienstleiterin der Beratungsstellen des Landkreises Nienburg. Dabei wird nach einer einvernehmlichen Lösung für die Familie gesucht, damit beide Elternteile auch nach der Trennung für ihre Kinder da sein können. „Wir möchten Freunde und Angehörige unbedingt dazu ermuntern, gerade strittigen Familien in Trennungssituationen eine Beratung zu empfehlen.“

Wenn Eltern frühzeitig zur Beratung kommen, erhalten sie Tipps und Informationen dazu, was Eltern beachten sollten, damit Kinder nicht zu sehr leiden. Dazu gehört unter anderem, dem Kind einen kindgerechten Grund für die Trennung zu geben und klarzumachen, dass weiterhin beide Elternteile für das Kind da sein werden. Wenn Eltern zu einem späteren Zeitpunkt kommen, geht es auch um Schadensminimierung. Ein Kernanliegen jeder Beratung ist es, sehr gezielt die Wünsche und Vorschläge der betroffenen Kinder zu erfragen und in Lösungsvorschläge mit einzubeziehen.

„Was Kinder sich immer wieder wünschen, ist, dass die Eltern nicht mehr streiten und dass sie zu beiden Elternteilen Kontakt haben, manchmal auch verbunden mit bestimmten Vorstellungen zur Gestaltung eines sogenannten Umgangs“, sagt Franziska Böse von den Beratungsstellen. Erfahrungsgemäß sei eine Trennungsberatung sehr vielversprechend und im Sinne der Kinder immer einen Versuch wert. „Es gelingt sehr häufig, mit Eltern Lösungsansätze zu Erziehungsfragen und zu Fragen zum Umgangsrecht zu erarbeiten, damit ihre Kinder keinen größeren Schaden nehmen.“ Nach der ersten, oft besonders schwierigen Zeit würden sich viele Eltern wieder entspannen können und sich für die Unterstützung bedanken. Es gäbe allerdings auch hochstrittige Eltern, die ihre Kinder in Konflikte mit hineinziehen und dabei in Rollen drängen, die nicht kindgerecht sind. Bei Kindern kann sich das nach außen hin bemerkbar machen durch auffälliges Sozialverhalten, Zurückziehen, Aggressivität oder schlechte Schulnoten. Kleine Kinder beginnen wieder, nachts einzunässen. Neben den Eltern sind es häufig auch die Schulen mit ihren Schulsozialarbeitenden, die auf die Beratungsstellen zukommen und von Beratungsbedarf berichten.

Rund 20 neue Anfragen von Eltern in Trennungssituationen erhalten die sechs Kolleginnen der Beratungsstellen monatlich zusätzlich zu den laufenden Beratungen. Die Tendenz dabei ist seit etlichen Jahren steigend. Zu den Terminen kommen Eltern im Alter von etwa 18 bis 60 Jahren. Bei den Beratungen geht es neben den gemeinsamen, vermittelnden Gesprächen auch um Rechte und Pflichten im Rahmen der gemeinsamen Erziehungsaufgabe. Manchmal genügen hierfür einige wenige Sitzungen, andere Elternteile werden fast zu „Stammkunden“.

Geplant ist für das Jahr 2024 auch ein Kursangebot zum Thema Trennung, Scheidung und Umgang. Darin soll es um den Umgang mit dem anderen Elternteil gehen, den Umgang mit dem Kind und um den Aspekt der Selbstfürsorge. Informationen zum Kurs „Kinder im Blick“ gibt es bei Franziska Böse unter der Rufnummer 05021/967-676 oder per E-Mail unter bkje@kreis.ni.de.

Das Team der Beratungsstellen in seiner aktuellen Besetzung mit Cihan Houra, Catherine Tannahill, Franziska Böse, Larissa Bolte, Vanessa Müller und Ina Bock (v.li.n.re.).