NABU: Zwischenbilanz zur „Stunde der Wintervögel“
Mehr Vögel und Teilnehmende als im Vorjahr – und keine Spur von Winter
Hannover – Deutlich mehr beobachtete Gefiederte, deutlich mehr Teilnehmende – und keine Spur eines nennenswerten Winters, der sich in den Ergebnissen der bundesweiten Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ abbildet: Das ist das Zwischenergebnis dieser größten wissenschaftlichen Mitmachaktion im Naturschutz für Niedersachsen.
Am vergangenen Wochenende waren erneut alle Vogelbegeisterten aufgerufen worden, binnen einer selbst festzulegenden Stunde die Vögel im Garten, auf dem Balkon, im Kleingarten oder Park zu zählen und an den NABU zu melden. „Wir verfolgen damit zwei Ziele“, sagt Gina Briehl vom NABU Niedersachsen: „Durch die Fülle der Daten der beobachteten Vögel erhalten wir über die Jahre wertvolle Hinweise auf die Veränderung von Beständen und den Zustand ihrer Lebensräume und – das ist genau so wichtig – wecken Empathie für die Vogelwelt, die Natur und ihren Schutz, denn nur was ich kenne, kann ich auch schützen. Dadurch wird dazu beigetragen, dass die gesellschaftliche Zeitbombe des Verlusts an Artenkenntnis entschärft wird. Denn auf diese Weise beschäftigen sich zahlreiche Menschen mit Begeisterung mit der Vogelwelt – und können zusätzlich im eigenen Garten für die Piepmätze aktiv werden!“, so Briehl.
In diesem Jahr haben wesentlich mehr Menschen teilgenommen als im Vorjahr. Die Anzahl der Teilnehmenden in Niedersachsen bewegt sich bereits jetzt deutlich über 8.000 und dürfte noch in den zweistelligen Bereich wachsen, weil noch bis einschließlich Montag, 15. Januar, Beobachtungen unter www.stundederwintervoegel.de oder in der App „NABU Vogelwelt“ gemeldet werden können. Stand jetzt zählten die Teilnehmenden in 5.952 niedersächsischen Gärten insgesamt 215.597 Vögel. Angeführt wird die Rangliste derzeit durch den Haussperling, auf den Plätzen zwei und drei folgen Kohlmeise und Blaumeise. Ein weiterer Trend ist spannend: Bei fast allen gängigen Vogelarten wurden mehr Individuen gesichtet als 2023. Allein beim Zaunkönig ist ein deutliches Minus von 20 Prozent zu verzeichnen.
„Auffällig ist, dass zumindest bei den Zwischenergebnissen aus Niedersachsen so gut wie jede Spur von Wintereinflüssen fehlt – obwohl in Teilen des Landes Schnee und Eis herrschen“, erläutert Briehl: „Das sehr kalte Hochdruckgebiet in Skandinavien und Osteuropa konnte nicht lange genug zu uns vordringen, sodass nur wenige typische Wintergäste aus dem Norden den Weg zu uns gefunden haben, etwa eine Handvoll Seidenschwänze und viel weniger Bergfinken als in kalten Wintern. Auch Einflüge weitere nordischer Gäste wie Erlenzeisig, Rotdrossel und Kernbeißer fehlen fast vollständig“, kann die NABU-Mitarbeiterin berichten.
Trotzdem sieht der NABU Niedersachsen den noch einlaufenden Meldeergebnissen mit Spannung entgegen. „Wir freuen uns, dass die Stunde der Wintervögel einen festen Platz in der Mitte der Gesellschaft gefunden hat und sowohl vogelbegeisterte Einzelpersonen als auch Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln, Schulklassen und Betriebe daran teilnehmen“, freut sich Briehl.