Geschichte vor Ort entdecken
9. Jahrgang erhält Einblicke in das Lagerleben der ehemaligen Pulverfabrik
84 Kilometer Betonstraßen auf einem etwa 12 qm großen Areal, welches sich zwischen Liebenau und Steyerberg erstreckt, sowie 400 Gebäude bilden das Gelände der ehemaligen Pulverfabrik in Liebenau, in der zwischen 1939 und 1945 circa 20.000 Frauen und Männer aus europäischen Ländern Zwangsarbeit für die Nationalsozialisten leisten mussten. Der gesamte 9. Jahrgang der Oberschule Marklohe hatte Mitte Januar die Gelegenheit, dieses Gelände zu besuchen und in Ansätzen zu erkunden. In einer Führung vor Ort erklärte Martin Guse, Leiter der derzeit entstehenden Gedenk- und Bildungsstätte, den Schüler/innen sehr anschaulich, wie sich der Alltag in den damaligen acht Arbeiterlagern – vor allem im „Arbeitserziehungslager“, einem Terrorlager der Gestapo – gestaltete.
Martin Guse (Bildmitte) schildert den teilnehmenden Schülern das unmenschliche Lagerleben
Seine Ausführungen enthielten neben historischem Faktenwissen auch viele Details aus Zeitzeugengesprächen, was den Schüler/innen einen tieferen Einblick in die Lebenswelt der größtenteils osteuropäischen Arbeiter/innen ermöglichte: Beziehungen zu Deutschen waren verboten und wurden bestraft, Fehler wurden mitunter auch von Mithäftlingen gemeldet, das Essen war insbesondere zu Beginn der Werksgeschichte sehr schlecht und nur wenig vorhanden. Insgesamt verstarben in den Lagern und bei der Zwangsarbeit etwa 2.000 Männer und Frauen, in der Mehrzahl sowjetische Kriegsgefangene.
Martin Guse bringt den Teilnehmern der Führung den Aufbau und die Ausmaße des Lagers näher
Der Besuch dieses außerschulischen Lernortes, welcher im Rahmen des Geschichtsunterrichts stattfand, ermöglichte den Schüler/innen so einen Einblick in die Lokalgeschichte, denn viele Schüler/innen der OBS Marklohe wohnen in Liebenau sowie in den umliegenden Orten.
Text und Fotos OBS