Bedarf ist seit Corona immens groß
Angebot zur Stärkung sozialer Kompetenz an der IGS
An welchen „Spielregeln“ möchten sich junge Menschen im Schulalltag orientieren? Wie gehe ich mit meinen Wertvorstellungen mit anderen Menschen ins Gespräch? Was ist mir wichtig, was muss ich aber auch von anderen lernen und vor allem respektieren? Diese Fragestellungen waren einige der Schwerpunkte, um die es kürzlich in zwei zweitägigen Werteseminaren für Schülerinnen und Schüler an der Integrierten Gesamtschule Nienburg ging.
Konzipiert haben dieses Angebot für die Schülerinnen der Klassen 8.4 und 8.5 der IGS sowohl die Schulsozialarbeiter:innen Kristin Kindling und Christian Müller als auch die Jahrgangsleitung Nina Wohlfarth in enger Abstimmung mit dem Referenten Dr. Chadi Bahouth und der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe des Landkreises. Für die Koordinierungsstelle gibt es die Zusammenarbeit mit Dr. Bahout bereits seit 2019. „Begonnen haben wir damals mit Werteseminaren für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, sagt Carmen Prummer, die Leiterin der Koordinierungsstelle. Schnell habe man dabei gesehen, dass im Klassenverbund mit unterschiedlichen jungen Menschen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sowie Wertevorstellungen viel mehr vermittelt und ein besserer Input gegeben werden könne.
Inzwischen ist bereits zum zweiten Mal ein solcher Workshop im Klassenverbund organisiert worden. Im vergangenen Jahr fand er an der OBS Marklohe statt. „Die Erfahrungen der Lehrkräfte und der Schulsozialarbeiter:innen dort haben gezeigt, dass gerade seit der Coronapandemie der Bedarf an Angeboten zur Stärkung sozialer Kompetenzen immens groß ist“, so Carmen Prummer.
Auch bei dieser Veranstaltung war es dem Referenten gleich gelungen, das Interesse der jungen Leute zu wecken und vor allem den Respekt der Klassen zu gewinnen. „Die kleine Formel lautet: Respektiere dein Gegenüber und auch du wirst respektiert“, eröffnete Dr. Chadi Bahouth das Gespräch. Chadi Bahout ist promovierter Politologe, ein mit Preisen ausgezeichneter Journalist, Trainer, Coach und Gestalttherapeut. Er arbeitet als Dozent für politische Themen und als Moderator und gilt als ausgewiesener Fachmann. Seine Eindrücke der Seminartage fasst er so zusammen: „Die Schüler:innen verhielten sich sehr kooperativ und waren in der Lage, unter Anleitung aber selbstständig latente bis akute Konflikte zu lösen und in Eigeninitiative beispielsweise begleitete klärende Gespräche mit Mitschüler:innen zu suchen und diese in beiden Klassen auch erfolgreich umzusetzen.“
Alltagsrassismus an Schulen, Mobbing, Ausgrenzung von Menschen und der Inhalt des Grundgesetzes waren weitere Inhalte, über die angeregt debattiert wurde. „In diesem Zusammenhang wurden Gruppenprozesse und Gruppenabstimmungen näher betrachtet. Nicht zu kurz gekommen sind dabei die eigenen Wertevorstellung, aber auch das Wissen um die Werte der Anderen in der Klassengemeinschaft“, fasst Carmen Prummer den pädagogischen Ansatz zusammen.
„Es war ein Glücksfall, dass die Koordinierungsstelle die Idee zu solch einer Veranstaltung hatte“, betonte eine Klassenlehrkraft der IGS, „sie kam genau im richtigen Moment. Aufgrund der Pandemie und des häufigen Homeschooling in den vergangenen Jahren haben wir vermehrt belastende Situationen. Darum ist es für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sehr wichtig, dass man nicht nur den Lehrplan durchgeht, sondern dass es auch Angebote gibt, um soziale Kompetenzen auszubauen.“ Auch Kathrin Pioch ist von Qualität und Nutzen eines solchen Angebotes an Schulen vollkommen überzeugt: „Als Klassenlehrerin der Jupiter 8.5 bin ich wahnsinnig dankbar dafür, dass unsere Schule in Zusammenarbeit mit dem Landkreis dieses Seminarangebot auf die Beine gestellt hat. An beiden Tagen konnten meine Schüler:innen immer wieder auf spielerische Weise einen Zugang zur Vielfalt fremder Kulturen entdecken. Diese zu achten und zu verstehen aber ebenso die Vielfalt der eigenen Kultur zu beleben und sie als Maß für eine lebendige Gesellschaft zu begreifen, waren wichtige Schwerpunktthemen. Nur wer sich angenommen und wahrgenommen fühlt, wird nicht auf Hass und Hetze hereinfallen, wird sich nicht ausgeschlossen fühlen und mit Mut und Zuversicht in eine noch unbekannte Zukunft schauen.“
Die Vermittlung von wichtigen Werten des guten Miteinanders in der Schule nimmt an der IGS einen hohen Stellenwert ein. Aufbauend auf die wertvollen Impulse und Handlungsansätze dieses Wertseminars plant die IGS weitere Präventionen in den anderen Jahrgängen.
Veranstaltungen der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe werden gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
Bericht und Foto Landkreis Nienburg