NABU bekräftigt seine Forderungen für einen starken Natur- und Artenschutz
280 Vertreterinnen und Vertreter von über 128.000 NABU-Mitgliedern in Niedersachsen tagen in Verden
NABU weiterhin der größte Naturschutzverband in Niedersachsen
Obwohl das Jahr 2021 mit zahlreichen Herausforderungen verbunden war, freut sich der NABU in Niedersachsen nach wie vor über das stetig anhaltende Mitgliederwachstum. Im gesamten Jahr 2021 sind 4.000 naturbegeisterte Mitglieder in Niedersachsen dazu gekommen. Zum Jahreswechsel 2022 wurde die 125.000-Mitgliederzahl überschritten – Stand heute unterstützen bereits über 128.000 Mitglieder die Arbeit des NABU Niedersachsen.
„Diese Entwicklung zeigt uns, dass immer mehr Menschen auf verschiedenste Weise für den Natur- und Umweltschutz tätig werden wollen. Wir leben in einer Zeit der Krisen – während das Artensterben und die Klimakatastrophe unvermindert fortschreiten, kommen neue Krisen dazu. Ereignisse wie Ernteausfälle, Flutkatastrophen oder Waldbrände zeigen deutlich die Folgen des Klimawandels. Solche Ereignisse verdeutlichen, wie wichtig unser Einsatz für Klima, Umwelt und Natur ist“, betont Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Unser aller Ziel muss es sein, den größten – und entscheidenden – Krisen der Menschheitsgeschichte entgegenzuwirken und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu sichern. Eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam meistern können. Ich möchte mich bei allen NABU-Aktiven in Niedersachsen für ihr Engagement vor Ort bedanken. Sämtliche Mitgliedschaften beim NABU geben der Natur zudem eine Stimme, die sie heute dringender denn je benötigt.“
Politische Diskussion zu Zielen in der Umwelt- und Naturschutzpolitik
Mit dieser Botschaft unterstreicht der NABU Niedersachsen in Verden auch anlässlich der Landtagswahl am 9. Oktober seine Ziele und Forderungen für einen starken Arten- und Naturschutz im Land. Einen bedeutenden Teil nahm eine Podiumsdiskussion zu Zielen in der Umwelt- und Naturschutzpolitik ein. Teilnehmende waren neben Dr. Holger Buschmann die niedersächsischen Politiker Dr. Bernd Althusmann (CDU), Dr. Stefan Birkner (FDP), Olaf Lies (SPD) und Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen). Die zentralen Themen der Diskussion waren die Fortführung des Niedersächsischen Weges, der Umgang mit dem Wolf und das Oster-/Sommerpaket der Bundesregierung mit daraus resultierender Aushebelung des Natur- und Umweltschutzes sowie der Bürgerbeteiligungsrechte.
Alle Diskutierenden waren sich einig, dass der Niedersächsische Weg auch nach der Landtagswahl konsequent fortgeführt werden muss. Es müssten dauerhaft finanzielle Mittel gesichert werden und der Niedersächsische Weg eine Vorbildfunktion für weitere Bundesländer einnehmen.
Der NABU-Landesvorsitzende machte zudem deutlich, dass vor allem in Bezug auf Windenergie-Planungen eine bessere Datenbasis notwendig ist: „Der Artenschutz ist eben nicht Verhinderungsgrund Nummer 1, wenn es um die Planung von Windenergieanlagen geht – durch die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz auf Bundesebene ist in den meisten Fällen vor allem die Gemeindezuwegung problematisch. Grund Nummer 2 ist die Bundeswehr, deren weitgehende Flächen keinen Bau von Windenergieanlagen zulassen. Erst danach folgt der Artenschutz.“
In Bezug auf den Wolf teilten sich die Meinungen. Entgegen der Forderungen von CDU und FDP, dass der Wolf in Niedersachsen eine zu regulierende Art ist und es dringend ein regionales Bestandsmanagement nötig sei, betont Dr. Holger Buschmann: „Auch der NABU stimmt einer Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen zu, aber willkürliche Abschüsse, wie sie bisher in Niedersachsen stattfinden, helfen niemandem weiter. Es müssen viel dringender Lösungen mit den Weidetierhaltenden gefunden werden, die auf Prävention setzen – ein fachgerechter Herdenschutz ist das Mittel der Wahl, welches dauerhaften Schutz vor dem Wolf bietet.“ Der Grüne Christian Meyer stimmte der Position des NABU zu.
Dr. Holger Buschmann bekräftigte im Rahmen der Veranstaltung seine zentrale Forderung an eine neue Landesregierung: „Wir müssen uns für Biodiversität und Artenvielfalt einsetzen, die Landbewirtschaftung naturverträglich gestalten und uns mit Blick auf die Klimaziele zügig von fossiler Energie lösen. Der naturverträgliche Ausbau der Erneuerbaren Energien muss vorangetrieben und vor allem die natürlichen CO2-Senken wie Moore, alte Wälder und Weidelandschaften wieder zum Leben erweckt werden. Leider haben kurzfristige, wirtschaftliche Vorteile in der Politik immer noch Vorrang vor dem Bedenken von mittelfristigen Folgekosten. Mit Blick auf die Ampel im Bund erteilen wir einem Ausbau der Erneuerbaren gegen die Natur daher eine deutliche Absage.“
Der Landesvorsitzende hob hervor: „Es gibt keinen Gleichklang zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem – die Ökologie ist das, was uns alle umgibt. Wir müssen unsere Umwelt erhalten und nur darin können wir wirtschaften und sozial leben. Klimaschutz mit zerstörten Ökosystemen hilft uns genauso wenig wie Naturschutz ohne Klimaschutz. Der NABU Niedersachsen erwartet eine zukunftsorientierte Politik, die klare Ziele setzt und uns und unseren Nachkommen eine Perspektive bietet.“ Der CDU-Vorsitzende Dr. Althusmann und der FDP-Vorsitzende Dr. Birkner sahen dies explizit anders: Demnach dürfe die Ökologie nur gleichrangig zu Ökonomie und Sozialem betrachtet werden.
Erfolgreich aktiv für konsequenten Natur- und Artenschutz
Auch die Naturschutzprojekte des NABU Niedersachsen waren wieder ein voller Erfolg. In den über 30 Landesverbandsprojekten konnten 2021 im Rahmen von Wiederansiedlungsmaßnahmen unter anderem zahlreiche Tiere wie Sumpfschildkröten und Rotbauchunken in die Freiheit entlassen, Betriebsgelände naturnah umgestaltet, Weidetierhaltungen bei der fachgerechten Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen unterstützt sowie Umweltbildungsmaßnahmen vor Ort betrieben werden. Die Tätigkeiten reichen von der Mitwirkung bei weit vernetzten EU-LIFE-Projekten bis hin zu kleinräumigen Naturschutzprojekten in Eigenregie. Auch die Bemühungen rund um den Niedersächsischen Weg gingen unvermindert weiter.
Die Erfolge praktischer Naturschutzarbeit konnten die NABU-Aktiven in Verden bei einer Waldexkursion im Daverdener Holz erleben. Entlang des Altwassers ‚Alte Aller‘ stellt der NABU Kreisverband Verden im Rahmen des Vertragsnaturschutzes eine natürliche Entwicklung der Uferrandstreifen sicher. Im dortigen Binnendünengebiet führt der NABU zudem regelmäßig Entkusselungsmaßnahmen durch.
Veränderungen im Landesvorstand und weiterer Ausbau der Strukturen im NABU bestätigt
Uwe Dietmar Baumert gibt nach rund 20 Jahren sein Amt als stellvertretender Vorsitzender auf. Ihm folgt Dr. Anja Thijsen, die den siebenköpfigen Landesvorstand vervollständigt. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Erweiterten Vorstand scheidet mit Dr. Peter Best ein verdientes Mitglied aus. Sein Platz wurde mit Finn Luca Oetjen nachbesetzt. Gewählt wurden auch die Delegierten für die Bundesvertreterversammlung 2023.
Die Versammlung hat außerdem dem Haushaltsplan für 2023 zugestimmt, der dank der steigenden Mitgliederzahlen weiterhin auf festen Füßen steht. Der NABU plant weiterhin, die Unterstützung der ehrenamtlich tätigen NABU-Gruppen im Land weiter auszubauen, um der steigenden Zahl an aktiven Mitgliedern gerecht zu werden. Dazu zählen die Einrichtung weiterer NABU-Regionalgeschäftsstellen und die Stärkung des Hauptamtes in den mittlerweile insgesamt neun Geschäftsstellen, fünf NABU-Zentren, neun Ökologischen NABU-Stationen, sechs Nationalpark-Einrichtungen und vier Projektbüros verteilt über ganz Niedersachsen.
Mitteilung NABU