Tierheim Schessinghausen schlägt wegen explodierender Kosten Alarm

Die explodierenden Energie- und steigende Tierarztkosten zum Herbst und Winter stellen das Tierheim Nienburg-Schessinghausen vor enorme Herausforderungen. Nun schlägt das Tierheim um Jessica Krallmann, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Nienburg und Umgebung, Alarm: Ohne rasche und unbürokratische Hilfe seitens der öffentlichen Hand drohe das Aus.

 

„In den kommenden Wochen und Monaten werden die explodierenden Kosten dazu führen, dass der karitative Tierschutz in Nienburg an seine Grenzen kommt“, sagt die Vorsitzende. Bereits seit Jahren könne man den Tierheimbetrieb nur noch durch die Hilfe tierliebe Unterstützter finanziell stemmen. Für die Betreuung von Fundtieren – eine Pflichtaufgabe der Kommune – müsse das Tierheim sogar noch Spendengelder zuschießen, damit die Tiere gut versorgt sind. „Das funktioniert so aber nicht mehr – vor allem angesichts der aktuellen Herausforderungen, und kaum noch einer hat etwas zu spenden übrig“, sagt Jessica Krallmann.

 

Finanzielle Rücklagen sind aufgebraucht

Finanzielle Rücklagen besitze das Tierheim Nienburg nicht mehr. Man wirtschafte von der Hand in den Mund. Geld für dringend notwendige Sanierungen oder Umbauten, die Hunden, Katzen und Kleintieren eine tiergerechtere Unterbringung ermöglichten, fehle vorne und hinten. Von „Energieeffizienz“ könne bei den alten Gehegen und Katzenhäusern keine Rede sein. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich unsere Energiekosten in der kommenden Heizperiode verdreifachen“, sagt Kassenwart Heiko Schapals. Auch die Preise für Tierfutter zögen an, während das Tierheim täglich rund 140 hungrige Mäuler zu stopfen habe.

„Wir sind jetzt dringend auf rasche und unbürokratische Hilfe angewiesen.“ so      

Jessica Krallmann,
1. Vorsitzende des
Tierschutzvereins Nienburg
und Umgebung

Die Erhöhung des Mindestlohns und eine Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte ab Herbst führten dazu, dass auch die Ausgaben für das Tierheimpersonal und für tiermedizinische Behandlungen in die Höhe schnellen. „Alleine werden wir das nicht überstehen, zumal die Spendengelder rückläufig sind“, sagt Krallmann, und appelliert an die politisch Verantwortlichen: „Wir sind jetzt dringend auf rasche und unbürokratische Hilfe angewiesen.“

Verband bangt um weitere Tierheime im Land

 

Mit der derzeitigen Situation sei das Tierheim Nienburg nicht alleine. Bundesweit fürchteten Tierheime und tierheimähnliche Einrichtungen um ihre Existenz. Trotz jahrelanger Warnungen des Deutschen Tierschutzbundes, der rund 550 Tierheime vertritt, habe sich politisch kaum etwas bewegt. Während die Kommunen jährlich 380 Millionen Euro an Hundesteuer einnehmen, würden die „meisten Tierheime wie Bettler vor der Ratshaustür abgecancelt“, wenn sie für die übernommenen kommunalen Aufgaben eine kostendeckende Erstattung einfordern, kritisiert der Dachverband. Stattdessen würden den Heimen immer neue Belastungen zugemutet: Durch die Hundeverordnungen der Länder landeten insbesondere große Hunde und bestimmte Rassen im Tierheim, die nur schwer vermittelbar seien.

Dazu komme, dass Tierheime oft einspringen müssen, wo Ordnungsbehörden und Veterinärämter nicht konsequent durchgreifen. Die Unterbringung von immer mehr sichergestellten, auch exotischen Tieren bringe die Vereine an ihre Grenzen. Die Forderungen der Tierschützer, dem illegalen Welpenhandel durch ein Verbot oder zumindest eine Regulierung des Onlinehandels mit Tieren einen Riegel vorzuschieben oder durch einen verpflichtenden Sachkundenachweis die unüberlegte Anschaffung von Tieren zu verhindern, bliebe bisher ungehört.

 

 

Aus DIE HARKE