Laut pfeifen, statt scharf schießen

Fußball: Lukas Frenzel und Lars Dierksen bieten zwei Schiedsrichteranwärterlehrgänge an

Die Möglichkeit, sein Taschengeld aufzubessern, Freikarten für Fußballspiele in der Bundesliga abstauben, ein gesteigertes Durchsetzungsvermögen, Kommunikation- und Teamfähigkeit sowie eine starke Persönlichkeitsentwicklung gepaart mit dem Kennenlernen vieler verschiedener Charaktere und einem Verständnis für Verantwortungsbewusstseins gegenüber Spielern und Vereinen. Das sind nur einige Vorteile, die es mit sich bringt, Schiedsrichterin oder Schiedsrichter zu werden. Zudem hilft man aktiv dabei, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten und dem Mangel an Unparteiischen entgegenzuwirken. Der stellvertretende Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses im NFV-Kreis Nienburg, Lukas Frenzel, und der stellvertretende Lehrwart und Leiter des Talentförderkaders Lars Dierksen bieten noch im Februar zwei Lehrgänge á vier Sitzungen für interessierte Anwärterinnen und Anwärter an.

Hier wird nicht scharf geschossen, sondern laut gepfiffen: Stumpfe Theorie wird im Mitte Februar stattfindenden Anwärterlehrgang nicht gebüffelt, sondern mithilfe spannender Gruppenarbeiten alle grundsätzlichen Fußballregeln erarbeitet. Die Kursleiter werden unter anderem Assistententraining und den Einsatz der berühmten Fox 40-Pfeife, die auch die Bundesligaschiedsrichter benutzt wird, demonstrieren. „Wir wollen den Anwärterlehrgang möglichst abwechslungsreich gestalten“, sagt Frenzel im HARKE-Gespräch.

Das über hundertseitige Regelheft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird nicht im Detail besprochen, sondern die wichtigsten Dinge und Regeln anschaulich anhand mehreren Lehrvideos visuell dargestellt. Mithilfe der OSS-App, die ein Schiedsrichter aus dem Landkreis Schaumburg entwickelt und programmiert hat, kann auch digital freiwillig von zu Hause für die Zwischenprüfung geübt werden. „Die OSS-App ist ähnlich wie eine Führerschein-App. Dort gibt es verschiedenen Themengebiete und Fragen. Wenn man seine Hausaufgaben macht, ist die Prüfung gut machbar“, will Dierksen den Teilnehmenden etwas Druck nehmen.

Ein Sporttest erwartet die aufstrebenden Unparteiischen, die bereits ab dem 14. Lebensjahr am Kurs teilnehmen können, nicht. Ein grundsätzliches Fußballinteresse sollte man mitbringen. Am Ende der vier Einheiten, die auch eine Kreuzung der Termine beider Lehrgänge zulässt, wird es eine Abschlussprüfung geben. Aber keine Scheu – dort müssen nur 25 von 30 Fragen richtig beantwortet werden. Zur Belohnung lassen die Lehrwarte den erfolgreichen Anwärtern T-Shirts zukommen, zudem erhalten die beiden Absolventen mit den wenigsten Fehlern eine umfangreiche Schiedsrichter-Ausrüstung gestellt. „Es ist tatsächlich wieder lukrativ Schiedsrichter zu werden“, spricht Frenzel den Aspekt der kürzlichen Spesenerhöhungen an.

Nach dem Bestehen der Prüfung ist man Schiedsrichteranwärter und wird zu dem jährlich stattfindenden Tag der Schiris eingeladen; dort wird sich in geselliger Atmosphäre ausgetauscht. Um dann als vollwertiger Referee zu zählen und in den elitären Kreis aufgenommen zu werden, muss man innerhalb eines Jahres 65 Punkte sammeln. Pro gepfiffenem Spiel werden drei Punkte gutgeschrieben, auch die Lehrabende, die rund vierteljährig stattfinden, werden jeweils mit drei Zählern auf dem Konto honoriert.

Für den Lehrgang Mitte Februar haben sich bisher erst acht Teilnehmende angemeldet; Frenzel hofft, dass noch viele weitere dazukommen. Mindestens zwei Mal im Jahr wollen Frenzel und Dierksen derartige Anwärterlehrgänge oder Crash-Kurse anbieten und sind auch für neue Ideen zur Teilnehmergewinnung offen. So schwirren den beiden Kooperationen mit Schulen im Kopf, mit denen sie gemeinsam mögliche Schiedsrichter-AGs ausarbeiten. Frenzel: „Die Jugendlichen sollen sich nur trauen. Noch nie ist ein Weltschiedsrichter einfach so vom Himmel gefallen.“

Im kommenden Lehrgang wird es auch einen kreisbekannten Teilnehmer geben, der bereits schon vor einigen Jahrzehnten seine Schiedsrichterprüfung ablegte und nun als Referee auf den Sportplätzen im Kreis sein Comeback feiert. Der scheidende Kreisliga-Coach des TuS Steyerberg, Andreas Laurien, nimmt nach der Saison seinen Hut bei den Südkreislern, möchte dem Fußballgeschäft aber noch nicht endgültig den Rücken kehren. „Als Trainer möchte ich eine Pause einlegen, aber noch lange nicht komplett weg vom Fußball. Da die Schiedsrichternot ja bekannt ist und ich gerne unterwegs bin, möchte ich wieder einsteigen“, sagt der 61-Jährige. Dierksen: „Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht, jeder, der sich fit fühlt, ist herzlich eingeladen.“

Auch Frenzel, der seit 2010 die Pfeife um den Hals trägt, weiß um die vielen Vorteile am Wochenende auf dem Rasen zu stehen. „Man kennt seine Nasen irgendwann. Oft bekommt man Getränke oder eine Bratwurst ausgegeben und sitzt mit den Mannschaften nach Spielende ein wenig zusammen und plauscht. Das ist sehr gesellig und rundet einen schönen Fußballnachmittag ab.“

Der Startschuss für Lehrgang Nummer eins ist am 14. Februar. Die Einheiten sind für rund zweieinhalb Stunden angesetzt und nach aktuellem Stand als Präsenzveranstaltung geplant. Die Termine des ersten Lehrgangs im Überblick (jeweils Start um 18.30 Uhr am NFV-Sportheim in Marklohe): 14. Februar; 16. Februar; 22. Februar; 24. Februar. Anmeldungen hierfür sind unter: https://t1p.de/0i5av möglich.

Die Termine des zweiten Lehrgangs im Überblick: 25. Februar, 18.30 Uhr; 26. Februar, 10 Uhr; 28. Februar, 18.30 Uhr und 1. März 18.30 Uhr. Anmeldungen hierfür sind unter: https://t1p.de/xwmv möglich.

Die Prüfung beider Kurse findet am 4. März statt.

Aus DIE HARKE