Angekommen im Oberhaus

Fußball: Patrick Osterhage aus Marklohe erlebt gegen Leipzig seine ersten Bundesliga-Minuten

Schier unendliche 2350 Tage dauerte die Abwesenheit Kreis-Nienburger Spieler in der Bundesliga. Der gebürtige Rehburger Levent Aycicek in Diensten von Werder Bremen war am 26. April 2015 der bis dato letzte hiesige Akteur in Deutschlands höchster Spielklasse. Doch seit dem vergangenen Samstag gibt’s für die Fans im Mittelwesergebiet wieder einen Grund mehr, die deutsche Fußball-Beletage und die Spiele des VfL Bochum genauer zu verfolgen.

Der Markloher Patrick Osterhage feierte gegen 20.10 Uhr im Trikot des VfL seine Erstliga-Premiere. Schade nur, dass das Debüt des 21-Jährigen nicht wunschgemäß mit etwas Zählbarem versüßt wurde – die Bochumer unterlagen mit 0:3 bei RB Leipzig. Ab Minute 82 durfte Osterhage erstmals Bundesliga-Luft inhalieren. VfL-Trainer Thomas Reis brachte den Mittelfeldmann für Robert Tesche, nach sechs Kadernominierungen, ohne eingewechselt zu werden, beim Stand von 0:3. Als das Match bereits entschieden war, durfte Osterhage erstmals in einem Pflichtspiel für seinen neuen Verein ran, .

„Natürlich braucht man eine gewisse Geduld“, sagt Patrick Osterhage im HARKE-Gespräch. „Aber ich denke, ich habe mich im Training gut präsentiert, habe immer Vollgas gegeben.“ Dass er an den ersten sechs Spieltagen nicht eingesetzt wurde, nimmt Osterhage mit weitreichender Gelassenheit. Es gelte, seinen Platz im Team zu finden, zudem den Mitspielern und erst recht den Aufstiegshelden mit Respekt zu begegnen.

Während die allgemeine Medienlandschaft den Einsatz des 21-Jährigen vornehmlich in statistischer Form zur Kenntnis nahm, so hatte zumindest die Medienabteilung der Bochumer das Debüt mit Aufmerksamkeit begleitet. „Herzlichen Glückwunsch zum @bundesliga-Debüt, @patrickosterhage! Wir freuen uns auf mehr und nächstes Mal gibt’s dann auch Punkte!“, lautete der Glückwunsch via Instagram.

Somit hat Patrick Osterhage endlich jenes Level erreicht, das ihm Experten der DFB-Nachwuchsförderung bereits 2012 vorhergesagt hatten. Gemäß ihren Kriterien verorteten sie den damals Zwölfjährigen im Kreise der größten Talente des Jahrgangs 2000 bundesweit. Über Werder (2011 bis 2017) und führte seine Reise schließlich zum Erstliga-Aufsteiger.

Über starke Leistungen in Dortmunds U19 wurde der Markloher einmal in die U18 und berufen. Mit dem Übergang in die Dortmunder U23 folgte jedoch ein Kapitel, das aufgrund von Verletzungen deutlich mehr Fehlzeiten als Einsätze aufweist. und eine Verletzung nach einem folgenschweren Foul in einem Regionalligaspiel zogen ihn von Mitte 2019 bis Mai 2021 für insgesamt 683 Tage aus dem Verkehr (Quelle: transfermarkt.de).

Osterhage, dem darüber hinaus Angebote aus der 2. Liga und auch der holländischen 1. Liga vorlagen, entschied sich schließlich für den VfL. Dort war Thomas Reis auf der Suche nach einem zentralen Mittelfeldspieler mit Zug nach vorn. VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz hatte Osterhage schon geraume Zeit auf dem Radar und konnte ihn schließlich „anne Castroper“ locken. „Das Bochumer Gesamtpaket hat mich überzeugt, daher sehe ich den Wechsel zum VfL als richtigen Schritt an“, betonte Osterhage damals im Gespräch mit der HARKE. Die „Bild“ stattet Osterhage mit freundlichen Vorschusslorbeeren aus: „Seine Spielweise (schnell, kreativ, tiefe Läufe in der Offensive) ähnelt der von Bayern-Star Leon Goretzka (26), der früher ja ebenfalls das VfL-Trikot trug (36 Spiele für Bochum).“

Den Moment der Einwechslung „konnte ich gar nicht richtig genießen, weil man natürlich sofort konzentriert sein muss“, sagt Osterhage. Glänzen konnte der Markloher in den zehn Minuten des Leipzig-Spiels freilich nicht mehr. Gute zehn Ballkontakte, stabile Szenen im Mittelfeld und der Auftrag, nichts mehr zuzulassen: Somit schaffte es Osterhage nicht in die persönliche Bewertung von Sky-Experte Lothar Matthäus; auch Kommentator Wolff Fuss war zuvor nicht aufgefallen, dass er da in Minute 82 einen Bundesliga-Neuling ankündigte. Nun will er deren Blickfeld zeitnah erweitern: „Das war jetzt der erste Schritt und ich hoffe, dass noch viele weitere folgen.“

Womöglich könnte sich Osterhages Bekanntheitsgrad bald steigern, sollte Thomas Reis zeitnah den Instagram-Wunsch von User „devranoezen“ erfüllen, der unter dem Osterhage-Post schrieb: „Den Jungen einfach mal in die Startelf werfen!“

Aus DIE HARKE