Streifzug durch die Samtgemeinde Liebenau, Liebenauer Kiesgruben
Zwischen 1969 und 2008 wurden in Liebenau unmittelbar an der Weser fast 100 ha Kies abgebaut. Dieser Abbau erfolgte abschnittsweise, wobei nach der Ausbeutung eines Teilbereiches unmittelbar die Renaturierung erfolgte. Im Vordergrund stand dabei der Erhalt und die sukzessive Entwicklung unberührter Auenwaldgesellschaften als bedeutender Lebensraum für seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Diese Entwicklung war bislang sehr erfolgreich und heute finden sich in dem Gebiet außergewöhnlich hohe Bestände von bedrohten Brut- und Gast-/Rastvögeln .
Der NABU, Kreisverband Nienburg, hat die Betreuung des Geländes übernommen und beschreibt das Areal wie folgt:
Das reiche Angebot an verschiedenen Lebensräumen macht die Liebenauer Kiesgruben zu dem, was sie sind: eine Arche Noah für viele bedrohte Tier-und Pflanzenarten. So haben Experten nicht nur 281 (!) Pflanzenarten in und an den Kiesgruben gezählt, von denen elf wie z. B. die Schwanenblume oder der Blutrote Storchenschnabel laut der Roten Liste Niedersachsens als gefährdet gelten. Insgesamt haben dort auch 58 brütende und 120 rastende Vogelarten Zuflucht gefunden, darunter so seltene Arten wie der Wachtelkönig oder die Flussseeschwalbe.
Ein Teil der Auskiesungsgewässer ist direkt an die Weser angeschlossen und wird daher regelmäßig überschwemmt. Dadurch haben sich an den Ufern der sich malerisch in die Landschaft schmiegenden Seen sogar wieder natürliche Auwaldgesellschaften angesiedelt – die seltenste Landschaftsformüberhaupt.
Inzwischen sind die gesamten Wasserflächen vom niedersächsischen Umweltministerium aufgrund des Nahrungsgebietes der Teichfledermaus als Schutzgebiet nach der europäischen Flora-Fauna-Habitat Richtline (FFH Gebiet) der EU gemeldet worden.
Um diesen reizvollen Landschaftsteil für interessierte Besucher und Touristen besser wahrnehmbar und erlebbar zu machen, wurde am Rand der ehemaligen Kiesgrube inzwischen ein Beobachtungsturm aufgebaut. Die Aussichtsplattform im „Obergeschoss“ dieses Turms, der im übrigen barrierefrei zugänglich ist, bietet dem Besucher einen wunderbaren Überblick über den vielfältigen Lebensraum einschließlich einer direkten Sicht auf den Horst des Fischadlers in rund 300 m Entfernung.