‚Moin Natur‘ für praktischen Naturschutz zuhause
– Star – wer möchte das nicht sein? Aber geht es hier um jemanden, der gern im Rampenlicht steht und sich zujubeln lässt? In gewisser Weise schon, wenn auch um jemanden aus dem tierischen Bereich: es geht um einen der spannendsten und lustigsten, aber leider mittlerweile sogar gefährdeten Vogel, der einst ein Allerweltsvogel war.
Der Star war bis vor zwei bis drei Jahrzehnten allgegenwärtig in unseren Städten und Dörfern, berichtet der NABU Niedersachsen. Er ist ein Höhlenbrüter, der in der freien Natur am häufigsten an lichten Waldrändern zu finden ist, die in Wiesen und Weiden übergehen, sowie auf Obstwiesen, auf denen sich viele alte Bäume finden. „In der Auswahl seines Brutplatzes ist der Star nicht sehr wählerisch“, sagt NABU-Mitarbeiter Rüdiger Wohlers: „Das können Spechthöhlen, Hohlräume auf Dachböden hinter Dachziegeln mit Einschlüpfen oder auch Löcher, die in Verschalungen führen, sein. Der Star hat kein ausgeprägtes Revierhalten, sodass oft mehrere Brutpaare eng beieinander brüten. Nur das unmittelbare Nest, den unmittelbaren Brutbereich, möchte er frei von anderen sehen. Mit seinem glänzenden Gefieder, das sich nach der Herbstmauser leicht abändert, sodass sein Federkleid hell getupft erscheint, ist er eine Pracht in unseren Gärten. Er ist dem Menschen über die Jahrhunderte gefolgt, fand seinen idealen Lebensraum in einer vielfältigen, landwirtschaftlich und durch Gärten geprägten Landschaft.“
Dieser lustige und intelligente Geselle, der es schafft, in seinen virtuosen Gesang auch Imitationen von Gesängen anderer Vogelarten sowie Geräusche vom Martinshorn bis hin zu kreischendem Maschinenlärm einzubauen, und damit dem Weibchen flügelschlagend auf erhobener Warte sitzend imponiert, ist seit mehr als zwanzig Jahren im beharrlichen Sinkflug. Sein Bestand ist um gut zehn Prozent gesunken. Damit ist er sogar in die Kategorie „gefährdet“ der Roten Liste der gefährdeten Arten aufgerückt.
Warum hat der Star, früher von den Menschen mal als „lästig“ oder „Kirschen- und Beerendieb“ bekämpft, mal heiß geliebt, weil er Raupen und anderes Kleingetier von Kohlrabi und Co. holte, solche Probleme? „Unsere Landschaft hat dramatische Veränderungen durch die beschleunigte industrialisierte Landwirtschaft erfahren“, erläutert Rüdiger Wohlers. „Der Verlust vieler Obstwiesen, der Verlust alter und totholzreicher Waldsäume, der enorme Landschaftsverbrauch für Bau-, Gewerbe- und Verkehrsflächen, aber vor allem auch der Umbruch von Wiesen und Weiden wirken sich auf den Star und viele weitere Vogelarten verheerend aus und lassen die Bestände schwinden“, so Wohlers.
Zur bevorzugten Nahrung des Stars zählen Insekten und ihre Larven, Würmer und andere Kleintiere. Diese sind vor allem im Grünland zu finden und werden von den Staren gern aus dem Boden nach oben befördert. „Und gerade diese artenreichen Grünländereien verschwinden rapide: Wo nur noch Industriegräser auf verdichteten Böden stehen, die zudem ihren ersten Schnitt oft bereits Anfang April erfahren, da gibt es für den Star kein Leben, keine Nahrung. Und für viele andere Arten auch nicht. Und wenn sogar die Schnaken im Grünland noch bekämpft werden, fallen diese auch als Nahrungsquelle aus – und gerade deren Larven sind für Jungstare die Hauptnahrungsquelle! Selbst Ackerränder sind mittlerweile verarmt, ohne große Artenvielfalt, fast insektenleer!“, unterstreicht der NABU-Aktive damit auch die notwendige Agrarwende hin zu einer ökologischeren Wirtschaftsweise.
Die heimischen Stare ziehen meist in ihre Winterquartiere in West- und Südwesteuropa, allerdings selten weiter als 2.000 Kilometer. Bevorzugte Überwinterungsbereiche für die großen Starenschwärme, die gern Nächte in Röhrichtgürteln und ähnlichem verbringen, sind Frankreich und Benelux, Spanien und Großbritannien. Die hierzulande im Winter zu beobachtenden Stare stammen im Wesentlichen aus kälteren Bereichen in Osteuropa und Skandinavien und ziehen im Frühjahr zurück in ihre Heimatregionen. Und leider sterben immer noch viele Stare in Südeuropa durch illegale Bejagung einen grausamen Tod.
Wer dem Star helfen möchte, der sollte, so Rüdiger Wohlers, seinen Garten naturnah gestalten, sodass er dort stets ausreichend Nahrung, vor allem Insekten, findet: „Auch Gemüsegärten stehen bei Staren hoch im Kurs“, weiß der Naturschützer aus eigener Erfahrung. „Und: Wir können dem Star Nistkästen bauen – die schon fast sprichwörtlichen Starenkästen, die noch vor zwanzig Jahren in fast jedem Garten in Dörfern und an Stadträndern zu finden waren. Für den Bau von Starenkästen ist es noch nicht zu spät, da Stare mitunter auch ein zweites Mal brüten. Starenkästen können sogar in größerer Anzahl, recht dicht beieinander, angebracht werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht zu niedrig aufgehängt werden“, rät Wohlers, „ab drei Metern Höhe fühlt er sich besonders wohl!“ Früher sei es durchaus üblich gewesen, dass etwa in Gemüsegärten hohe Stangen mit fünf und mehr Starenkästen übereinander aufgestellt worden seien.
Der NABU hält für alle Starenbegeisterten ein kleines Info-Paket bereit, in dem sich auch Baupläne für einen Starenkasten finden. Es kann angefordert werden gegen Einsendung einer 5-Euro-Banknote beim NABU Niedersachsen, Stichwort Star, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Foto Lutz Klapp