Tischtennis SC Marklohe

Mit einem fulminanten 11:1 gegen den unmittelbaren Konkurrenten SV Union Salzgitter katapultierte sich der SC Marklohe am Samstagabend in die Rolle des Topfavoriten im Meisterschaftskampf der Tischtennis-Oberliga und bestätigte dieses bereits am gestrigen Tag mit einem eher mühevollen 8:4 bei der jungen Truppe des SV Arminia Hannover. Die Markloher stehen nun mit einer lupenreinen Weste nach fünf Saisonspielen am Sonnenplatz und hoffen, natürlich nicht nur aus sportlicher Sicht, dass die Coronalage eine Fortführung der Saison zulässt. Der Deutsche Tischtennisbund wird im Laufe der kommenden Woche nach dem jetzigen Stand hierzu wegweisende Angaben machen.

Gegen die Jungs aus der niedersächsischen Großstadt lief es von Beginn an wie am Schnürchen. Top eingestellt von den Reservisten Niklas Matthias und Thilo Marschke, sicher auch ein wenig dank der frenetischen Unterstützung der 50 zugelassenen Zuschauer, ging gefühlt jeder knappe Satz, jedes enge Match an das Heimteam. Belege: Sämtliche fünf Spiele über die volle Distanz beendeten die hiesigen Akteure im letzten Ballwechsel für sich und gleich 13 der 15 Sätze mit einem Ausgang von 11:9 sahen die hiesigen Akteure als Sieger; insgesamt präsentierte sich der Gast also besser als das nackte Ergebnis vermuten lässt. Die Einzelkritik des Salzgitter-Spiels:

Florian Buch: Es ist schon eine witzige Randnotiz, dass ausgerechnet Mister „Zuverlässig“ die einzige Spielabgabe zu beklagen hatte. Im ersten Einzel des Tages fand der Wunstorfer nicht zu seinem Rhythmus, das ständige Hadern war da sicher nicht hilfreich. Zugegeben – Krzysztof Lubin ist ein starker Gegenpart mit einem gute Auge und immer wieder unangenehmen parallel angesetzten Rückhandtopspins. Gegen Abwehrmann Lukasz Dzikowski, dem zweiten „eingeflogenen“ Polen im Team des Gastes, fand „Flo“ nach schwachem Beginn zu alter Stärke. Sympathisch: „Wen wir gewinnen und  ich meine Spiele abgebe, habe ich damit kein Problem!“ Note: 3.

Sven Hielscher: Der Neuzugang fühlte sich in seinem ersten Auftritt in der Lemker Sporthalle sichtlich wohl, wurde von den Fans gut aufgenommen. Bemerkenswert war das eigene, fast schon übertriebene Pushen bei eigenen noch zu einfachsten Ballgewinnen – teilweise gewöhnungsbedürftig aber letztendlich effektiv, zumindest an diesem Tag. Am Ende sprangen gegen die beiden Polen vielleicht auch wegen des größeren Willens zwei knappe Siege heraus. Nachdem der 42jährige im vierten Satz beim 16:18 gegen Dzikowski nach einem von beiden Seiten intelligent geführten Match gleich drei Matchbälle nicht  nutzen konnte schien ob der vermeintlichen kondentionellen Nachteile ein Spielverlust zu drohen. Der Routinier mit 2. Liga-Erfahrung meisterte aber diese Situation ebenso wie das spätere 0:2 gegen Lubin. Note: 1-.

Nikolai Marek: Im ersten Einzel gegen Nils Schulze, nach eigenem Bekunden schwachem Auftritt beider Spieler, zog er seinem junge Gegenpart nach zweimal 11:9 den Zahn, agierte hinten raus souverän. Der körperlich agilere Felix Wilke hatte im  zweiten Einzel nach der verdienten Egalisierung eines 0:2 Satzrückstandes zweifelsfrei das Momentum auf seiner Seite. Ähnlich wie Kollege Hielscher wirkte Marek jedoch siegeshungriger und dann ebenfalls routinierter. Wie die ersten beiden Durchgänge holte „Niko“ auch den finalen Satz mit 11:9. Note 2+.

Max Kulis: Der jüngste im Team muss noch an seiner Stabilität arbeiten. Trotz der ebenfalls hervorragenden Performance mangelte es an der Stetigkeit. Beispiele: Gegen Schulze folgte einem 11:9, 11:7 und 7:3, also dem vermeintlich sicheren Sieg, ein 7:11. Später wurde aus einem 10:7 ein 0:3 im 5. Satz. Ergo „schaffte“ der Hannoveraner zweimal ein 0:8, um nach einer taktischen Auszeit  doch noch zu triumphieren. Kurios der Verlauf des ersten Matches gegen Wilke. Der Markloher holte sich zwar irgendwie die Sätze zwei (17:15) und vier, wirkte aber dennoch unterlegen. Am Ende sprang auch hier ein 12:10 heraus, die Halle stand Kopf, denn in der frühen Phase der Begegnung brachte dies das beruhigende 4:1, die Vorentscheidung schien gefallen. Note: 2.

Andre Kamischke: Der Vulkan explodierte spielerisch, ansonsten ja meist eher emotional, ließ die gewiss nicht  schwachen Florian Wagemann und Henrik Fahlbusch, mit einer blütenweißen Bilanz von 8:0 Siegen gen Lemke gereist, überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Der Publikumsliebling agierte durchgehend konsequent  (erfolgreich) aggressiv und ließ am Ende gerade einmal 37 Zähler in sechs Sätzen zu. Zweifelsfrei einer der besten Leistungen im Markloher Dress, eine glatte 1.

Dennis Lau: Mal wieder sprang Marklohes Edeljoker ein, da die etatmäßige Nummer 6, Matthias, berufsbedingt einen erheblichen Trainingsrückstand  aufweist. Zudem sprachen die jüngsten Auftritte für ihn. Ähnlich wie seine Teamkollegen agierte der Mannschaftsführer motiviert und selbstbewusst, stand gewohnt nahezu fehlerfrei wie eine Gummiwand zwei, drei Meter hinterm Tisch. Ein frustrierter Betreuer der Gäste: „Lau kann mit seinem Spiel in der Oberliga eigentlich nicht bestehen.“ Ansichtssache!? Zuletzt 15:1 Sätze lassen keine Interpretationen zu, ergo eine verdiente 1-.

Bei den Arminen trat Marklohe in derselben Besetzung wie am Tag zuvor an und wurde, vielleicht auch wegen der fehlenden nächtlichen Aktivitäten/Feierlichkeiten nach dem Salzgittermatch, seiner Favoritenrolle gerecht. Allerding stotterte der Motor doch ein wenig, das Adrenalin des Vortages war partiell über Nacht verloren gegangen. Leidtragende waren Hielscher und Lau, die überraschend in ihren insgesamt vier Partien das Nachsehen hatten.

Besser machten es hingegen die Kollegen. Wie gegen Salzgitter wurden die Klingen bei Kulins und Marek gegen Max Grote am intensivsten gekreuzt, wobei Erstgenannter den dritten „Fünfer“ in Folge einfahren konnte; Marek benötigte einen Satz weniger. Wieder ohne Satzabgabe und noch deutlicher nahem Kamischke seine Gegner auseinander. Topmann Florian Buch schließlich revanchierte sich für die ironische Häme des Vorabends („11 zu Buch“) mit zwei Erfolgen und zeigte dabei wieder gewohnt guten Sport.

Ob das nächste wegeweisende Spiel am kommenden Sonnabend gegen Göttingen an selbiger Stelle stattfinden wird, steht derzeit noch in den Sternen.  Selbstredend hat der SCM ob der guten Form allergrößtes Interesse hieran, kann aber aus bekannten Gründen wenig beeinflussen. Dennoch sollten sich interessierte Zuschauer wegen der zu erwartenden großen Nachfrage wieder frühzeitig unter f.nauenburg@steuerbater-nauenburg.de anmelden.  Ein Sieg gegen den ASC wäre sicher mehr als die halbe Miete auf den Weg in die Regionalliga Nord.

Bericht: Frank Nauenburg, Pressewart Sparte Tischtennis SC Marklohe